München (ots) –
Viele weitere Koproduktionen im offiziellen Programm der 71. Filmfestspiele
In der kommenden Woche werden in Berlin die Preisträger der Goldenen Bären bekanntgegeben und über weitere Preise in den Sektionen „Berlinale Shorts“, „Encounters“ und „Generation“ entschieden. Die ARD ist mit vielen verschiedenen Koproduktionen im Rennen und geht mit zwei Wettbewerbsfilmen auf Bären-Jagd. Die offizielle Preisverleihung findet vor Publikum beim „Summer Special“ im Juni statt.
Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen: „Dass wir im Jahr, in dem die Berlinale coronabedingt nicht wie gewohnt stattfinden kann, gleich mit zwei preiswürdigen Filmen im Wettbewerb und mit vielen weiteren Koproduktionen im offiziellen Programm stehen, freut mich ganz besonders: Zeigt es doch, dass wir gerade in schwierigen Zeiten ein verlässlicher Partner des Kinos sind und die cineastische Kreativwirtschaft mit großem Engagement unterstützen. Ich wünsche allen ARD-Koproduktionen eine bärige Berlinale, auch ohne roten Teppich und große Leinwand.“
Die RBB-Koproduktion „Was wir sehen, wenn wir zum Himmel schauen“ im Wettbewerb der „Berlinale“ ist eine romantische Tragikomödie über die Magie des Kinos und der Liebe. In dem DFFB-Abschlussfilm des gebürtigen Georgiers Alexandre Koberidze, der auch das Drehbuch schrieb, begegnen sich Lisa (Ani Karseladze und Oliko Barbakadze) und Giorgi (Giorgi Bochorishvili und Giorgi Ambroladze) zufällig vor den Toren einer Schule im georgischen Kutaissi. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und wie verzaubert fangen die Dinge an zu leben. Doch über den Liebenden liegt ein Fluch, der sie dazu verdammt, am nächsten Tag mit einem anderen Aussehen zu erwachen. Aber gerade diese wundersame Erschwernis ihrer Wiederbegegnung wird zur Eintrittskarte in eine Welt, in der nur noch der Zauber des Alltags herrscht. Der junge Regisseur möchte mit seinem Film im Kino all das sichtbar und erzählbar machen, was wir in der Wirklichkeit unseres Alltags nur selten wahrnehmen. Die Produktion entstand im Rahmen der Filminitiative „Leuchtstoff“ vom Rundfunk Berlin-Brandenburg und dem Medienboard Berlin-Brandenburg, die Kinofilme aus der Region unterstützt.
Die SWR-Koproduktion „Ich bin dein Mensch“ ist der zweite Wettbewerbsfilm. Er erzählt von der Begegnung einer Frau und einem humanoiden Roboter, der zu nichts anderem geschaffen wurde, als sie glücklich zu machen. Die Wissenschaftlerin Alma (Maren Eggert) arbeitet am Pergamonmuseum in Berlin. Um an Fördermittel für ihre Studien zu kommen, erklärt sie sich zur Teilnahme an einem außergewöhnlichen Experiment bereit. Drei Wochen lang lebt sie mit einem humanoiden Roboter, Tom (Dan Stevens), zusammen, der sich dank künstlicher Intelligenz in den für sie perfekten Lebenspartner verwandeln soll. Es entfaltet sich eine Tragikomödie, die Vorstellungen von Liebe und Sehnsucht auslotet und fragt, was den Menschen ausmacht. In den Hauptrollen des von Maria Schrader inszenierten Films spielen Maren Eggert und Dan Stevens. Gemeinsam mit Jan Schomburg schrieb Maria Schrader auch das Drehbuch zum Film frei nach Motiven der gleichnamigen Erzählung von Emma Braslavsky.
Im „Berlinale Spezial“ wird Christian Schwochows neuer Film „Je suis Karl“, eine Koproduktion von WDR, ARD Degeto, rbb und ARTE, gezeigt. Maxi (Luna Wedler), die ihre Mutter, die Brüder und ihr Zuhause bei einem Terroranschlag verloren hat, ist tief verunsichert. Die Gewissheiten der Vergangenheit sind zerstört und die Trauer verdunkelt alles. Da tut es gut, einen anderen jungen Menschen zu treffen: Karl (Jannis Niewöhner), der Maxi aus ihrer Lähmung befreit und sie auffordert, die Angst zu besiegen. Er hat ein Treffen europäischer StudentInnen organisiert, die gemeinsam nach Lösungen für die katastrophale Lage des Kontinents suchen. Dabei weist er Maxi eine Aufgabe zu, die beide schon bald auf Messers Schneide tanzen lässt. Der Film erzählt von der Verführung nach einem Verlust, von persönlichem Schmerz und der Gefahr, die Verwerfungen im Denken und Handeln radikaler Menschen zu spät zu erkennen und sei es nur, weil man liebt. Das Drehbuch zum Film schrieb Thomas Wendrich.
Der Dokumentarfilm „Wer wir waren“, eine Koproduktion von HR, rbb, SWR und ARTE,ebenfalls im „Berlinale Spezial“, blickt auf den gegenwärtigen Zustand der Welt und fragt, ob sie an uns verzweifeln werden. Sechs DenkernInnen und WissenschaftlerInnen unserer Zeit reflektieren die Gegenwart und blicken in die Zukunft. Regisseur Marc Bauder begleitet seine GesprächspartnerInnen in die Tiefen des Ozeans, über das Dach der Welt bis in die Weiten des Weltraums. Dieser inspirierende Blick auf unsere Welt hält eine hoffnungsvolle Botschaft bereit: Wir selbst haben in der Hand, wer wir sind. Mit Alexander Gerst (Astronaut), Dennis Snower (Ökonom), Matthieu Ricard (Molekularbiologe und Mönch), Sylvia Earle (Ozeanologin), Felwine Sarr (Ökonom, Soziologe und Philosoph) und Janina Loh (Philosophin und kritische Posthumanistin) nach dem gleichnamigen Zukunftsessay von Roger Willemsen „Was werden zukünftige Generationen über uns denken, wenn wir bereits Geschichte sind?“.
In der „Perspektive deutsches Kino“ ist die ARD mit einer Koproduktion von SWR und ARTE vertreten: Mia Maariel Meyer zeichnet in ihrem Film „Die Saat“, für den sie gemeinsam mit Hanno Koffler auch das Drehbuch schrieb, eine durch Kapitalismus entmenschlichte Welt, in der der Kampf für Gerechtigkeit und Integrität zur Zerreißprobe wird. Während der degradierte Bauleiter Rainer (Hanno Koffler) auf der Baustelle nicht nur ums eigene Überleben, sondern auch für soziale Gerechtigkeit kämpft, entwickelt sich zwischen seiner Tochter Doreen (Dora Zygouri) und dem neureichen Nachbarmädchen Mara (Lilith Julia Johna) eine gefährliche Freundschaft.
Im „Panorama“ steht die NDR-Koproduktion „Die Welt wird eine andere sein“ von Regisseurin Anne Zohra Berrached, die gemeinsam mit Stefanie Misrahi auch das Drehbuch schrieb. Mitte der 1990er-Jahre lernen sich Asli (Canan Kir) und Saeed (Roger Azar) zufällig auf dem Rummel kennen und verlieben sich ineinander. Obwohl ihre Mutter gegen die Beziehung ist, heiraten die beiden Studierenden heimlich in einer Hamburger Moschee. Asli versucht, zwischen Selbstbestimmung, ihrem traditionellen Elternhaus und ihrer aufopfernden Liebe ihren Weg zu finden. Dann verschwindet Saeed. Seine Entscheidung verändert Aslis Leben, bevor er die ganze Welt erschüttert. In Anne Zohra Berracheds Film stehen mehrere Ebenen gleichwertig nebeneinander: Es ist die Geschichte einer Liebe, aber auch eine Untersuchung zu kulturellen Unterschieden, Wahrheit und Glaube, Vertrauen und Wahn.
Die „Encounters“ haben die WDR-Koproduktion „Blutsauger“ von Julian Radlmaier im Programm. Mit seiner dialektischen Fabel treibt Radlmaier den zu seinem Markenzeichen gewordenen „ironischen Materialismus“ auf die Spitze. Ideologie und Cinephilie sind die Zutaten einer formalistischen Komödie, die die marxsche Metapher vom Kapitalisten als Blutsauger wortwörtlich nimmt. In den Film eingestreute historische Ungereimtheiten weisen dezent auf die Aktualität des Themas hin. Vor allem die abrupte Wendung am Schluss, die Realitätsmanipulation und Fremdenfeindlichkeit andeutet, macht klar: Nicht nur damals, sondern erst recht heute sind Ungerechtigkeit und Verlogenheit an der Tagesordnung. In den Hauptrollen spielen Alexandre Koberidze, Lilith Stangenberg, Alexander Herbst, Corinna Harfouch u.v.a.
In der „Generation“ ist die ARD mit der MDR-Koproduktion „Mission Ulja Funk“ von Barbara Kronenberg vertreten. Der Film erzählt die Geschichte der zwölfjährigen Ulja (Romy Lou Janinhoff). Das jüngste Kind einer russlanddeutschen Familie, die in einer deutschen Kleinstadt lebt, ist etwas eigensinnig, hegt große Begeisterung für die Wissenschaft und bringt mit ihrem Wissensdurst regelmäßig ihre streng religiöse Großmutter Olga (Hildegard Schroedter) auf die Palme. Als Ulja den kleinen Asteroiden VR-24-17-20 entdeckt und feststellt, dass er in wenigen Tagen in Weißrussland auf die Erde fallen wird, verbannt Oma Olga alles aus Uljas Leben, was mit Wissenschaft zu tun hat. Deshalb bricht Ulja mit dem ein Jahr älteren Henk (Jonas Oeßel) zu einer Reise quer durch Polen auf, um den Einschlag von VR-24-17-20 selbst zu sehen. Ihnen auf den Fersen: Oma Olga, der Rest der Familie, Pastor Brotz (Luc Feit) und die halbe Gemeinde. Eine skurrile Verfolgungsjagd beginnt, auf deren bunt ausstaffierten Stationen schon länger schwelende Konflikte in einem neuen Licht erscheinen.
Der rbb ist Ko-Partner der „Berlinale“ und berichtet umfassend im rbb Fernsehen, in seinen Hörfunkprogrammen und im Internet über die 71. Internationalen Filmfestspiele. Im Ersten wird das Kulturmagazin „ttt“ am Sonntag, 7. März 2021, in einem Beitrag über die diesjährige „Berlinale“ und die Gewinner der Bären informieren.
BERLINALE 2021 – die ARD-Koproduktionen in der Übersicht
WETTBEWERB
Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen (RBB)
Ich bin Dein Mensch (SWR)
BERLINALE SPEZIAL
Je suis Karl (WDR/ARD Degeto/rbb/ARTE)
Wer wir waren (HR/rbb/SWR/ARTE)
PERSPEKTIVE DEUTSCHES KINO
Die Saat (SWR, ARTE)
PANORAMA
Die Welt wird eine andere sein (NDR)
ENCOUNTERS
Blutsauger (WDR)
GENERATION
Mission Ulja Funk (MDR)
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