Harare (ots) – Missernten, Hyper-Inflation und jetzt auch noch das Coronavirus: Die Not in Simbabwe nimmt nach Angaben der SOS-Kinderdörfer immer dramatischere Ausmaße an. Rund vier Millionen Menschen müssten bereits jetzt mit Lebensmittelimporten ernährt werden. „Über die Hälfte aller Menschen leidet an Hunger, 95.000 Kinder unter fünf Jahren sind schwer mangelernährt. Unsere Sorge ist, dass sich die Situation durch die Maßnahmen gegen COVID-19 weiter zuspitzen wird“, sagt Addmore Makunara, Leiter der Hilfsorganisation in Simbabwe.
Eine der ersten spürbaren Folgen seien Verzögerungen bei den Versorgungsketten: „Die internationalen Lieferungen brauchen aufgrund von Quarantänemaßnahmen und dem weltweiten wirtschaftlichen Stillstand deutlich länger, auch die Verteilung der Lebensmittel im Land ist aufwendiger, da größere Versammlungen verboten sind. Unsere Mitarbeiter müssen jetzt viel mehr Stellen anfahren, um die Leute zu erreichen“, sagt Makunara. Auch dringend benötigtes Saatgut komme nicht rechtzeitig an und die Ausgangssperren machten es schwierig, die Felder zu bewirtschaften.
Die Betroffenen seien zutiefst verunsichert: Infolge mehrfacher Dürren, auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel, war es in Simbabwe in den letzten Jahren zu extremen Ernteausfällen gekommen. Eklatante Preissteigerungen hätten die wenigen noch vorhandenen Lebensmittel für viele unerschwinglich gemacht. Nun wachse die Angst, dass aufgrund der weltweiten Gesundheitskrise die internationale Unterstützung zurückgehe. Und auch der Regen sei im März erneut ausgeblieben. „Wir stehen vor einer weiteren Missernte!“, sagt Makunara. Manche Bauern würden das wenige Getreide, das noch wächst, unreif ernten, damit ihre Familien irgendetwas zu essen haben.
„Selbstverständlich muss alles getan werden, um COVID-19 einzudämmen, aber in Simbabwe geht es jetzt vorrangig darum, den Hunger zu bekämpfen. Dafür braucht es dringend die internationale Gemeinschaft: Nur gemeinsam können wir das Leben von Millionen Kindern retten!“, sagt Makunara.
Die SOS-Kinderdörfer sind seit Jahrzehnten in Simbabwe aktiv und unterstützen Kinder und Familien in Not. Aktuell helfen sie über 2400 Menschen mit Nothilfe-Programmen gegen den akuten Hunger.
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