Mainz (ots) –
Samstag, 11. April 2020, 19.20 Uhr Erstausstrahlung
Seit vier Wochen liegt die Kulturlandschaft im Zwangskoma. Ein verordneter Stillstand, der Leben rettet und doch die Existenzen vieler Kulturschaffender gefährdet. Mit Petitionen und digitalen Partys, Spendenaufrufen und Kammerkonzerten aus Wohnzimmern kämpfen Künstlerinnen und Künstler ums Überleben. Eines ist klar: Das Corona-Virus wird das Kulturleben nachhaltig verändern. Kathrin Schwiering befasst sich in der 3satKulturdoku „Kultur in der Pandemie – Wer rettet die Künstler?“ am Samstag, 11. April 2020, 19.20 Uhr in Erstausstrahlung, mit der gegenwärtigen Situation.
Das Publikum freut sich über die Flut von neuartigen Kultur-Streams und -Videos. Aber reicht das, um das Überleben der Kultur in Deutschland zu sichern? Ohne den Staat wird das kaum gelingen. Der Film von Kathrin Schwiering zeigt die aktuelle prekäre Situation der Kulturschaffenden und beleuchtet die unterschiedlichen Überlebensstrategien. Er stößt auf nackte Existenzangst, aber auch auf eine Explosion von Kreativität. Und er lässt ahnen, wie sich das Kulturleben durch dieses Virus langfristig verändern wird.
Künstlerinnen und Künstler erleben derzeit das, was sie am härtesten trifft: Auftrittsverbote. Von einem Tag auf den anderen sind sie arbeitslos geworden. Sie leiden nicht nur unter quälendem Nichtstun, auch ihre Rücklagen schmelzen dahin. Auf schnelle und unbürokratische Hilfe des Staats hofft kaum einer, und die in Aussicht gestellten zinslosen Kredite machen eher ratlos, denn: „Wie soll man die zurückzahlen?“ Das fragt sich zum Beispiel die Leipziger Musikerin Friederike Otto, die gerade noch Rücklagen für einen Monat hat.
Konstantin Krex, Betreiber des Berliner In-Clubs Kater Blau weiß nicht, ob er je wieder öffnen kann. Seine 62 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Rücklagen hat er nicht gebildet, und die Soforthilfen kommen zu langsam. Der Intendant der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal, fordert jetzt die bedingungslose Hilfe für Künstler: Jeder solle 10.000 Euro bekommen, um die nächsten drei Monate überleben zu können. Ist das realistisch? Und ist es gerecht? Schließlich ist nicht nur die Kreativbranche in Not. Wie relevant ist Kultur für die Gesellschaft?
Zukunftsforscher Matthias Horx fordert alle auf, in der Krise kreativ zu werden und sich selbst neu zu erfinden. Der Umbruch biete, so Horx, auch viele Chancen. Tatsächlich reagieren viele Künstlerinnen und Künstler erfinderisch: Star-Geiger Daniel Hope zeigt sich jeden Abend online aus seinem Wohnzimmer beim Musizieren. Die Berliner Clubszene überträgt regelmäßig DJ-Sets live im Netz, um Spendengelder zu generieren. Das Berliner Staatsballett ging mit einer heimischen Tanzperformance als Handyvideo viral und erreichte ein ungewohnt junges Publikum. Nie war das Angebot an Kultur-Streams so reich. Auch der Galerist Johann König wartete nicht auf Unterstützung, sondern wurde selbst mit täglichen persönlichen Online-Führungen aktiv. Kunstinteressierte dürfen sich per Textmessage und Fragen an die Künstlerinnen und Künstler einschalten.
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