Offenbach am Main (ots) – – Neugeschäft bei rund 2 Mrd. Euro auf stabilem Niveau – Bilanzsumme weiter auf 24,9 Mrd. Euro gestiegen – Förderung im sozialen Mietwohnungsbau deutlich auf 163 Mio. Euro gestiegen – Krankenhaus-Zuschüsse aus Landesmitteln um rund 20 Prozent erhöht
Im Geschäftsjahr 2019 konnte die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) ein stabiles Neugeschäftsvolumen von rund 2,0 Mrd. Euro erzielen. „Unseren Auftrag als Förderbank sehen wir darin, Zukunftssicherung zu betreiben und die Menschen in Hessen bei ihren vielfältigen Vorhaben zu unterstützen. In der aktuellen Corona-Krise zeigt sich, wie rasch und vertrauensvoll wir mit der Landesregierung an schnellen und passenden Lösungen arbeiten, um die aktuellen Herausforderungen insbesondere für hessische Unternehmerinnen und Unternehmer abzudämpfen“, so Gottfried Milde, Sprecher der WIBank-Geschäftsleitung bei der Bilanzpressekonferenz der WIBank. Diese hatte corona-bedingt als Telefonkonferenz stattgefunden. Zu Beginn drückte Herbert Hans Grüntker, Helaba Vorstandsvorsitzender, seine tiefe Anteilnahme zum Tod von Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer aus: „Seit 2011 brachte Herr Dr. Schäfer seine umfassenden Fähigkeiten und Erfahrungen als Mitglied des WIBank-Ausschusses in die Bank ein. Er war ein zuverlässiger und gesuchter Gesprächspartner, der sich mit großer Kompetenz und Verantwortung stets für die WIBank eingesetzt hat. Die WIBank hat Dr. Thomas Schäfer viel zu verdanken.“
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir würdigte die Arbeit der WIBank in vielerlei Hinsicht: „Gerade in Zeiten wie diesen hilft es besonders, einen verlässlichen Experten für finanzielle Förderprogramme zur Seite zu haben. Ob sozialer Wohnungsbau, Unterstützung der hessischen Startup-Szene oder Corona-Krise: Die WIBank hilft uns dabei, Fördermittel gezielt dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Aktuell hat die Abfederung der Auswirkungen durch die Corona-Krise für die Menschen und die Unternehmen in Hessen oberste Priorität. Im Unternehmenssektor soll daher nicht nur in Not geratenen kleinen und mittleren Unternehmen, Freiberuflern und Selbstständigen, sondern auch größeren Unternehmen mit schnellen und unbürokratischen Programmen zur Verbesserung ihrer Liquiditätslage und Finanzierungsstruktur geholfen werden.“
Die beiden Geschäftsfelder bauen & wohnen und bilden & beschäftigen weisen im Geschäftsjahr 2019 mit einem Plus von rund 18 und 30 Prozent den größten prozentualen Anstieg des Neugeschäfts auf. Den Schwerpunkt der Wohnungsbauförderung bildete mit 163 Mio. Euro der soziale Mietwohnungsbau, für den 33,5 Prozent mehr Mittel als im Vorjahr bereitgestellt wurden. Im Geschäftsfeld gründen & wachsen wurden 2019 639 Mio. Euro und damit 46 Mio. Euro mehr als 2018 zugesagt. Im Geschäftsfeld versorgen & modernisieren lagen die Bewilligungen mit rund 864 Mio. Euro nach dem Wegfall des Einmaleffekts der Hessenkasse zwar deutlich niedriger als im Vorjahr. Bemerkenswert waren in diesem Geschäftsfeld aber die Krankenhaus-Zuschüsse aus Landesmitteln, die um rund 20 Prozent gestiegen sind.
Die Entwicklung in den vier Geschäftsfeldern stellte sich folgendermaßen dar:
versorgen & modernisieren
Auf das Geschäftsfeld versorgen & modernisieren entfällt ein Anteil am Neugeschäft von gut 42 Prozent. Es stellt damit unverändert das bedeutendste Fördersegment der WIBank dar.
Die Infrastrukturförderung ist traditionell vielfältig und umfasst die Förderung von Investitionen in Schulen und in den ÖPNV über Krankenhäuser, Verwaltungseinrichtungen, bis hin zu Straßen, Kulturstätten und technologischer Infrastruktur. „Die WIBank hat hierfür im vergangenen Jahr Gelder in Höhe von 863,5 Mio. Euro bewilligt und leistete damit erneut einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der landes- und kommunalpolitischen Schwerpunkte“, so Gottfried Milde, Mitglied der WIBank-Geschäftsleitung.
Besonders erfreulich entwickelte sich die Krankenhausförderung, die einen der großen Förderbereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge darstellt und für dessen Investitionsvorhaben die WIBank öffentliche Fördermittel des Landes ausreicht sowie landesverbürgte Förderdarlehen anbietet. Das Bewilligungsvolumen der Krankenhausförderung in Form von Zuschüssen aus Landesmitteln hat sich gegenüber dem Vorjahr von 176,6 Mio. auf 213,5 Mio. Euro stark erhöht.
Zur Infrastrukturförderung im weiteren Sinne gehörte auch eine Bankenrefinanzierung über rund 150 Mio. Euro im öffentlichen Nahverkehr des Rhein-Main-Gebiets, mit deren Hilfe Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge angeschafft werden konnten, die die bisherigen Dieseltriebfahrzeuge ersetzen und so einen erheblichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten können.
Die Förderung von Digitalisierungsvorhaben wird sowohl von privaten Unternehmen als auch von Kommunen weiterhin stark nachgefragt. Für die Förderung des Breitbandausbaus konnten im Jahr 2019 fast 11 Mio. Euro ausgereicht werden, was mehr als eine Verdoppelung der Förderung im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Mit dem Digital-Zuschuss wurden im letzten Jahr 910 Projekte von kleinen und mittelständischen Unternehmen mit insgesamt gut 7 Mio. Euro gefördert. Damit hat sich das Volumen hier mehr als verdoppelt.
bauen & wohnen
Das Geschäftsfeld bauen & wohnen hat 2019 rund 23 Prozent des Neugeschäfts auf sich vereint. Das Neugeschäftsvolumen lag mit rund 473 Mio. Euro deutlich oberhalb des Vorjahreswertes von rund 400 Mio. Euro. Dies ist maßgeblich auf die deutliche Steigerung im sozialen Mietwohnungsbau sowie im Neugeschäft aus ergänzenden Kapitalmarktmitteln im Mietwohnungsbau zurückzuführen.
In der Mietwohnungsbauförderung konnte im Jahr 2019 mit Bewilligungen von insgesamt 302,0 Mio. Euro das Vorjahresergebnis (2018: 236,9 Mio. Euro) deutlich übertroffen werden. 271,0 Mio. Euro entfielen auf Kredite und 31,0 Mio. Euro auf Zuschüsse. Bürgschaften des Landes Hessen waren in Höhe von 29,6 Mio. Euro beteiligt. Im Sozialen Mietwohnungsbau stieg die Förderung mit insgesamt 162,9 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr (122,0 Mio. Euro) sehr stark an. Es entfielen 128,7 Mio. Euro auf die allgemeine Neubauförderung, 5,2 Mio. Euro auf die Modernisierungsförderung, 6,9 Mio. Euro auf das Studentische Wohnen, 18,8 Mio. Euro auf das Programm KIP-Wohnraum und 3,4 Mio. Euro auf den Ankauf von Belegungsrechten.
Die Wohneigentumsförderung wurde ab Mitte des Jahres 2019 durch das Angebot einer 20-jährigen Zinsbindung deutlich attraktiver. Hier wurden 212 Wohneinheiten mit insgesamt 21,2 Mio. Euro gefördert (2018: 195 Wohneinheiten; 17,6 Mio. Euro). Bürgschaften des Landes Hessen waren in Höhe von 21,2 Mio. Euro beteiligt.
Im Förderprogramm zum behindertengerechten Umbau selbstgenutzten Wohneigentums wurden im Jahr 2019 Zuschüsse in Höhe von 2,8 Mio. Euro für 779 Förderfälle (Vorjahr 2,4 Mio. Euro, 666 Fälle) zugesagt. Hier haben sich Verfahrensvereinfachungen und eine Erhöhung der bereitgestellten Mittel weiter positiv ausgewirkt.
gründen & wachsen
Das Geschäftsfeld gründen & wachsen verzeichnete 2019 einen Anstieg des Neugeschäftsvolumens von 593,3 Mio. Euro auf 639,3 Mio. Euro und erwirtschaftete damit wieder einen Neugeschäftsanteil von rund 30 Prozent.
Neben der Förderung von Existenzgründungen sowie kleinen und mittleren Unternehmen ist seit 2019 auch die Unterstützung größerer Unternehmen mit bis zu 3.000 Mitarbeitenden ein Bestandteil der hessischen Wirtschaftsförderung: Mit dem Ende letzten Jahres gestarteten Finanzprodukt Bankenrefinanzierung zur Förderung der hessischen Wirtschaft erhalten Hausbanken günstige Refinanzierungsmittel, die sie auch an größere Unternehmen weitergeben können. Hausbanken können diese Mittel sowohl für Einzeltransaktionen bis maximal 25 Mio. Euro als auch für Globaldarlehen bis maximal 50 Mio. Euro nutzen.
Der Universalkredit Gründungs- und Wachstumsfinanzierung (GuW Hessen), der sich an Existenzgründende, Freiberufler sowie bestehende Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft richtet, wurde 2019 weiterhin stark nachgefragt: 185,3 Mio. Euro erhielt der hessische Mittelstand in Form von Darlehen (2018: 179,1 Mio. Euro).
Mit dem Hessen-Mikrodarlehen bietet die WIBank seit Ende 2013 kleinvolumige, unbesicherte Direktkredite an. 2019 wurde der Darlehenshöchstbetrag von 25.000 auf 35.000 Euro erhöht und die Fördermöglichkeit um den dauerhaften Nebenerwerb erweitert. Das Förderprodukt schließt eine wichtige Bedarfslücke, da Geschäftsbanken in diesem Segment kaum Angebote haben. 2019 wurden 97 Existenzgründungen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 2 Mio. Euro unterstützt, und damit 28 Prozent mehr als im Vorjahr (2018: 1,6 Mio. Euro bei 75 Bewilligungen).
Das Beteiligungsgeschäft der WIBank, das von der Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH (BM H) umgesetzt wird, hat sich 2019 ebenfalls sehr positiv entwickelt. Insgesamt wurden einschließlich Mikromezzaninkapital 67 Beteiligungen bewilligt (2018 waren es 59), wobei das bewilligte Gesamtvolumen um mehr als 10 Prozent auf insgesamt rund 23 Mio. Euro gestiegen ist.
Das Land Hessen zeichnet sich durch seine Innovationsfreundlichkeit aus. Ein besonders geeignetes Mittel zu deren Unterstützung ist der seit Mitte 2016 existierende Innovationskredit Hessen. Damit wird insbesondere innovativen Unternehmen, auch sogenannten Small MidCaps mit weniger als 500 Mitarbeitenden, ein verbesserter Zugang zu Finanzierungen ermöglicht. Der Vorteil liegt hier in der 70-prozentigen Haftungsfreistellung für die Hausbanken. 2019 wurden 18 Anträge mit einem Volumen von 24,1 Mio. Euro (2018: 25,6 Mio. Euro bei 31 Anträgen) zugesagt.
Auch die Landwirtschaftsförderung in Hessen wird von der WIBank umgesetzt. 2019 flossen nahezu 300 Mio. Euro Förderung an hessische Landwirtinnen und Landwirte (2018: 288,2 Mio. Euro).
bilden & beschäftigen
Das Neugeschäft im Geschäftsfeld bilden & beschäftigen lag zum 31.12.2019 mit rund 66,0 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahreswert von 50,4 Mio. Euro. Hier werden Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und Landesmittel eingesetzt.
2019 wurden Programme zur Bildung und Qualifizierung mit 46 Mio. Euro bezuschusst (2018: 33,2 Mio. Euro). Ein Großteil dieses bedeutenden Anstiegs ist auf die Landesinitiative Wirtschaft integriert im Rahmen des Programms „Projekte der beruflichen Bildung“ zurück zu führen. Wirtschaft integriert ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, das Menschen mit erhöhtem Sprachförderbedarf den Weg in die Ausbildung ermöglicht. In die Unterstützung der sozialen Inklusion flossen 19,7 Mio. Euro (2018: 17,2 Mio. Euro).
In den kommenden Monaten wird in der EU-Förderung die konzeptionelle Vorbereitung der Förderperiode 2021 bis 2027 immer mehr Raum einnehmen. „Auch wenn es noch keine europäische Einigung hinsichtlich des mehrjährigen Finanzrahmens gibt, unterstützt die WIBank in bewährter Weise die ESF Hessen-Verwaltungsbehörde bei der Erstellung des Operationellen Programms, welches bis Ende 2020 bei der EU eingereicht werden soll. Gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung verfolgen wir hier das Ziel, in den Ausbau eines gut ausgebildeten Fachkräftenachwuchses zu investieren, etwa durch Programme zur Verbesserung von Beschäftigungsmöglichkeiten oder zur Unterstützung von Menschen im Übergang von Schule in Arbeitsleben“, erklärt Dr. Reckhard, Mitglied der WIBank-Geschäftsleitung.
Ertragslage
Claudia Hillenherms, seit heute offizielles Mitglied der WIBank-Geschäftsleitung, kommentiert das WIBank-Ergebnis: „Mit der leichten Steigerung der Bilanzsumme um 0,8 Mrd. Euro auf 24,9 Mrd. Euro in 2019 und leicht steigenden Erträgen auf Basis der zusätzlichen Aufgaben, die wir übernommen haben, sehen wir eine stabile Entwicklung der WIBank, mit der wir zufrieden sein können.“
Die wesentlichen Ertragskomponenten der WIBank, bestehend aus Zins- und Provisionsergebnis, sind im Geschäftsjahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 10,9 Mio. Euro auf insgesamt 105,6 Mio. Euro angestiegen.
Das Zinsergebnis der WIBank ist die wichtigste Ertragskomponente und beträgt im Geschäftsjahr 2019 65,4 Mio. Euro. Er hat sich somit trotz anhaltendem Niedrigzinsumfeld erneut um 10 Mio. Euro erhöht.
Auch das Provisionsergebnis als zweite bedeutende Ertragskomponente lag mit 40,2 Mio. Euro leicht über dem Vorjahreswert von 39,3 Mio. Euro auf einem stabil hohen Niveau. Er besteht vor allem aus der Vergütung von erbrachten bzw. erstatteten Dienstleistungen im Rahmen der Übernahme von hoheitlichen Aufgaben für das Land Hessen sowie aus den Verwaltungskostenbeiträgen für die Treuhandkredite.
Die Verwaltungsaufwendungen für die WIBank betragen 72,4 Mio. Euro und sind damit im Vergleich zum Vorjahr entsprechend der zusätzlichen Aufgaben um 2,9 Mio. Euro gestiegen. Der Verwaltungsaufwand pro Kopf bleibt damit nahezu konstant.
Aus dem Jahresüberschuss in Höhe von 14,3 Mio. Euro (2018: 13,8 Mio. Euro) werden 2,9 Mio. Euro in die Gewinnrücklagen der WIBank eingestellt. Weitere 11,4 Mio. Euro werden bei der Helaba thesauriert und wiederum für Förderzwecke eingesetzt.
Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank)
In Hessen wird seit über 60 Jahren erfolgreiche Förderpolitik betrieben. Unabhängig, ob die Investitionen im Bereich der Wirtschaft, des Wohnungsbaus, der Infrastruktur oder der Bildung liegen; als Förderbank des Landes ist die WIBank als Dienstleister und Partner der hessischen Landesregierung in vielen Bereichen aktiv. Sie bündelt nahezu das gesamte monetäre Fördergeschäft des Landes Hessen und bietet darüber hinaus eigene Förderprogramme an. Die einzelnen Programme können in Form von Darlehen, Zuschüssen, Beteiligungen oder Bürgschaften gestaltet werden.
Außerdem ist sie mit strukturpolitischen Aufgaben betraut – ein einzigartiges Aufgabenspektrum in der Landschaft der deutschen Förderbanken.
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