Hamburg (ots) – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat für Donnerstag die zentrale Bereitstellung von Millionen Atemschutzmasken für das Gesundheitssystem angekündigt. Keinen Tag zu früh: Laut einer Blitzumfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) beklagen inzwischen über 80 Prozent der niedergelassenen Ärzte fehlende Schutzausrüstung – viele denken schon an Praxisschließungen.
Wie wirkt sich die Corona-Krise gerade für die Arztpraxen im Land aus?, wollte der änd von seinen Mitgliedern wissen: Über 1.500 niedergelassene Haus- und Fachärzte beteiligten sich innerhalb von 24 Stunden an der Online-Blitzumfrage vom 18. bis zum 19. März. Dabei zeigte sich deutlich: Die Zahl der Patienten hat sich in den meisten Praxen reduziert. Insbesondere bei den Hausärzten laufen dafür die Telefone heiß.
Insgesamt berichteten 73 Prozent der befragten Haus- und 83 Prozent der befragten Fachärzte, dass derzeit weniger Patienten als üblich in die Praxen kämen. Dafür berichteten 88 Prozent der Hausärzte (nur 35 Prozent bei den Fachärzten), dass die Anrufe und Nachfragen per Telefon extrem stark angestiegen seien.
Auch wirken sich geschlossene Schulen und Kindergärten sowie Quarantänemaßnahmen vielerorts auf den Praxisablauf aus: Über alle Gruppen hinweg berichteten nur 46 Prozent der niedergelassenen Ärzte, dass das Praxisteam in gewohnter Stärke im Einsatz sei. Weitere 35 Prozent der Praxen arbeiten nun mit reduziertem Personal, können aber noch alle wichtigen Praxisabläufe aufrechterhalten. 17 Prozent müssen aufgrund fehlender Mitarbeiter schon deutliche Einschränkungen vornehmen, 2 Prozent haben den Praxisbetrieb vorerst komplett ausgesetzt.
Masken fehlen nach wie vor
Und wie sieht es bei der Materialausstattung aus? Der Großteil der Praxen hat derzeit noch Desinfektionsmittel in ausreichendem Maße zur Verfügung – auch wenn 63 Prozent der Ärzte warnen, dass der Bestand nicht mehr sehr lange reichen wird. Dramatischer die Lage bei der Schutzbekleidung: 87 Prozent der Hausärzte und 82 Prozent der Fachärzte betonen, dass aktuell wichtige Ausrüstungsgegenstände wie Schutzmasken fehlten.
Sollte sich die Lage nicht rasch ändern, befürchtet ein großer Teil der niedergelassenen Ärzte, dass es zur Praxisschließung keine Alternative gibt: 48 Prozent der Haus- und 58 Prozent der Fachärzte betonten, dass sie die eigene Praxen zumachen würden, wenn in absehbarer Zeit keine ausreichende Schutzkleidung eintrifft. Die Bereitschaft, selbst ohne die sehnlichst erhoffte Lieferung den Praxisbetrieb aufrecht zu erhalten, ist jedoch auch zu erkennen: 48 Prozent der Haus- und 35 Prozent der Fachärzte sind zuversichtlich, dass sie in den nächsten Wochen auch ohne Schutzkleidung improvisieren und den Praxisbetrieb irgendwie aufrecht erhalten können.
Änderungen an den Abläufen in den Praxen aufgrund der Corona-Problematik haben 93 Prozent der niedergelassenen Ärzte vorgenommen. In vielen Fällen werden Vorsorgetermine verschoben, vor Ort nur eine begrenzte Anzahl von Patienten in einen Raum gesetzt, Spender für Desinfektionsmittel aufgehängt oder Video-Sprechstunden angeboten.
An der Online-Umfrage des änd haben sich vom 18. März (11 Uhr) bis zum 19. März (11 Uhr) insgesamt 1.480 niedergelassene Ärzte (63% fachärztlich tätig, 37% hausärzt tätig) beteiligt.
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