Ausfahrt mit vier historischen Fahrzeugen von Einbeck nach Zwickau. P1 Fuels und Volkswagen liefern insgesamt 500 Liter synthetischen Kraftstoff. Ältestes jemals mit E-Fuel betanktes Fahrzeug dabei.
In der EU können ab 2035 auch weiterhin Neuwagen mit Verbrennungsmotor zugelassen werden, betrieben werden müssen diese allerdings mit CO2-neutralen Kraftstoffen. Solche klimafreundlichen Kraftstoffe, vereinfachend oft auch E-Fuels genannt, stellen demnach zukünftig eine Option für die angestrebte Dekarbonisierung des Verkehrs dar. Doch können auch historische Fahrzeuge mit modernen E-Fuel Kraftstoffen betrieben werden? Im Zeichen dieser speziellen Frage stand eine vom ACV Automobil-Club Verkehr und dem Auto-Museum PS.SPEICHER organisierte Oldtimer-Ausfahrt. Auf einer Strecke von gut 400 Kilometern ging es Mitte August an zwei Tagen vom PS.SPEICHER in Einbeck über Weimar zum August-Horch-Museum nach Zwickau.
Aus dem Bestand des PS.SPEICHER nahmen drei Fahrzeuge teil: ein Delahaye Typ 1 aus dem Jahr 1899, ein Bentley 4,5 Litre aus dem Jahr 1931 und ein BMW M 635 CSi aus dem Jahr 1984. Der ACV war mit seinem VW T2 Westfalia aus dem Jahr 1977 dabei. Eine bemerkenswerte Sonderrolle in dieser Gruppe nahm der Delahaye ein. Das 1899 in Frankreich gebaute Automobil wurde 1912 eingelagert und befindet sich bis hin zur Originalpolsterung heute noch im Originalzustand. In Einbeck, Weimar und Zwickau fuhr es jeweils auf Achse und dürfte damit das aktuell älteste Fahrzeug sein, das je mit Klimakraftstoff im öffentlichen Straßenverkehr betrieben wurde.
300 Liter E-Fuel steuerte der Kraftstoffhersteller P1 Fuels zu der Ausfahrt bei. Das Berliner Unternehmen produziert seinen Klimakraftstoff hauptsächlich synthetisch im Labor. Bei der Herstellung konzentriert man sich auf C02, das bei der Industrieproduktion anfällt und für liquide Kraftstoffe gebunden wird. Ein kleinerer Anteil stammt aus Ethanol auf Basis von Bioabfällen wie Laub. Laut dem Hersteller lassen sich durch die Verwendung des modernen Kraftstoffs im Vergleich zu Kraftstoff aus fossilen Rohstoffen Klimagase um etwa 70 Prozent einsparen.Weitere 200 Liter Klimakraftstoff lieferte der VW-Konzern. Dieser E-Fuel stammt aus dem C3-Mobility Projekt und wurde in der Forschungsanlage der TU Bergakademie in Freiberg produziert. Er wird auf Grundlage von regenerativ gewonnenem Methanol erzeugt.
Dass Oldtimer nach wie vor eine große Begeisterung erzeugen, zeigte der Zwischenstopp auf dem Theaterplatz in Weimar. Zahlreiche Passanten machten Fotos von sich und den seltenen Fahrzeugen und zeigten sich interessiert an ihrer Historie. Den Abschluss des Events bildete eine Podiumsdiskussion im Zwickauer August Horch Museum. Am Vorabend der Sachsen Classic Oldtimer-Rallye luden ACV, PS.SPEICHER und Motor Presse Fachleute, Pressevertreter und Teilnehmer der Rallye ein, gemeinsam die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von E-Fuel im Automobil und Oldtimer zu diskutieren. Dabei wurde deutlich, dass die Bedeutung des Themas auch im Kreis der Oldtimer-Besitzer an Relevanz gewinnt und sich vermehrt über klimaschonende Betriebsmöglichkeiten der historischen Fahrzeuge ausgetauscht wird.
Holger Küster, ACV Geschäftsführer:
„Unsere Oldtimer-Ausfahrt hat gezeigt, dass sich selbst über 100 Jahre alte Fahrzeuge mit E-Fuels betreiben lassen. Aus Sicht des ACV ist das ein wichtiges Signal, denn es zeigt, dass es falsch wäre, den Einsatz von E-Fuels für das Automobil von vornherein kategorisch auszuschließen. Um eine Dekarbonisierung des Autoverkehrs zu erreichen, benötigen wir alle verfügbaren Technologien. Allein in Deutschland sind aktuell 45 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zugelassen. E-Fuels eröffnen die Chance, den CO2 Bedarf dieser Fahrzeuge zu reduzieren.“
Lothar Meyer-Mertel, Geschäftsführer PS.SPEICHER:
„Auf unserer Ausfahrt konnten wir eindrucksvoll erleben, dass die Menschen nach wie vor eine große Begeisterung für historische Fahrzeuge zeigen. Als wir mit den Fahrzeugen in Weimar auf dem Theaterplatz standen, waren wir schnell umringt von zahlreichen leuchtenden Augen. Diese Begeisterung, diese Leidenschaft und diese Freude an der historischen Mobilität müssen erhalten bleiben. Das geht aber nur, wenn wir Möglichkeiten finden, Oldtimer C02-emissionsfrei- und umweltgerecht zu betreiben.“
Benjamin Cuyt, P1 Fuels, Vertrieb und Partnerschaften:
„We use the past to ride the future! Diese Botschaft passt sehr gut zu dieser besonderen Ausfahrt, denn die Fahrzeuge sind eindrucksvolle Beispiele dafür, dass E-Fuels eine Zukunft in der Automobilindustrie haben können. Für uns sind solche Veranstaltungen enorm wichtig, um die gesellschaftliche Akzeptanz für Klimakraftstoffe weiter zu steigern.“
Prof. Dr. Thomas Garbe, Leiter Abteilung Energieträger in der Antriebsentwicklung, VW:
„Wir freuen uns, dass wir die Ausfahrt kurzfristig mit 200 Litern E-Fuel unterstützen und somit zu ihrem Erfolg beitragen konnten. Aus meiner Sicht stellen E-Fuels zukünftig eine Option zur Dekarbonisierung der Pkw-Bestandsflotte dar.“
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