Der Mensch ist von Natur aus sozial, neugierig und aktiv und kann daher wie alle Pflanzen und Tiere als eine konstruktive und progressive Spezies erachtet werden.
Seit der Entstehung der Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten organisiert sich der Mensch jedoch durch eine regulierte Sklaverei und durch die Konstitution einer entsprechenden übernatürlichen Standeskultur. Die dadurch entstehenden mächtigen „Herrenmenschen“ und rechtlosen „Sklavenmenschen“ haben das natürliche Sozialverhalten des Menschen zwangsläufig erheblich verändert. Der Herrenmensch entwickelt seither asoziale und widernatürliche Verhaltensweisen und der Sklavenmensch ein passives und unverantwortliches Überlebensrezept. Auch wenn sich die kulturellen Verhältnisse durch einen Adel und durch eine Leibeigenschaft im frühen Mittelalter entschärft haben und der Mensch durch die Industrielle Revolution den Trost eines übernatürlichen materiellen Reichtums erreicht hat, sind die grundsätzlichen ständischen Verhaltensneigungen der Menschen bis heute innerhalb der Standeskultur gleich geblieben. Zwar konnte der Leibeigene des Mittelalters nicht verkauft werden, hatte gewisse Rechte und erhielt eine beschränkte Sozialversicherung, dafür war er jedoch zu bestimmten Dienstleistungen für den Adel verpflichtet. Wir können daher die Lebensbedingungen der heutigen Unterschichten, die ähnliche kulturelle Rechte und besondere „Sachzwänge“ beinhalten, durchaus als eine moderne Form der Leibeigenschaft begreifen.
Bereits die Religionsstifter der frühen Hochkulturen haben die sich verändernde Selbstorganisation des Kulturmenschen durch eine Klasseneinteilung mit der Erfindung einer absolutistischen Religion unterstützt, indem sie den Kulturmenschen unter eine göttliche Aufsicht gestellt haben. Die ergänzenden Erfindungen einer übernatürlichen universalen Polarität von Gut und Böse und einer göttlichen Diktatur durch eine „pädagogische“ Belohnung und Bestrafung haben dazu beigetragen, den absolutistischen Status der Herrenmenschen, der Dienermenschen und der Sklavenmenschen zu festigen. Aus den freien Naturmenschen wurden dadurch halbfreie Dienermenschen (Handwerker, Bauer, etc.) oder unfreie Leibeigene, die sich durch ihr kulturelles „Schicksal“ immer mehr von ihrem eingeborenen natürlichen Wesen entfernt haben. Dadurch hat sich der Kulturmensch die letzten 5000 Jahre in einer widernatürlichen Kulturwelt gefangen gesetzt, da er in seiner Vorstellungswelt eine künstliche ideologische und emotionale Kulturglocke in die Ausbildung gebracht hat, durch die sich der Mensch auch von der Natur der Erde immer mehr distanziert hat. Durch die in der Standeskultur darüber selbstverständlich werdende strukturelle Gewalt wurde der Kulturmensch schließlich nicht nur zu einem absolutistischen Herrscher über sich selbst, sondern auch zu einem absolutistischen Herrscher über die Natur der Erde.
Durch diese relativ leicht nachvollziehbare Entwicklung wurde anhand der Forschungsergebnisse der modernen Psychologie und der Sozialwissenschaften immer deutlicher, wie es zu den destruktiven menschlichen Verhaltensweisen gekommen ist, die heute überhand zu nehmen drohen. Wir haben es dabei mit einer sogenannten sado-masochistischen Verhaltenserkrankung des Menschen zu tun, die bereits bei Kleinkindern zu beobachten ist, die Freude daran haben, ein Tier zu quälen. Was wir hier vorfinden, ist das generative Erbe einer künstlichen Standeseinteilung des Menschen, die den Herrenmenschen in eine krankhafte Machtsucht über fremdes Leben (Sadismus) und den Sklavenmenschen in eine krankhafte Machtsucht über das eigene Leben (Masochismus) geführt hat.
Notwendig muss sich ein Herrenmensch jedes soziale Verständnis und Mitleid mit einem halbfreien Dienermenschen oder einem unfreien Sklavenmenschen verwehren und aberziehen, um auf Dauer ein Herrenmensch bleiben zu können. Das Gesetz der natürlichen Ökonomie, das nur das an Fähigkeiten in einem Lebewesen aufrecht erhält, was auch regelmäßig genutzt wird, hat dazu geführt, dass der Herrenmensch im Lauf der Kulturgeschichte seine natürlichen Fähigkeiten zu einer sozialen Beziehungsgestaltung immer mehr eingebüßt hat. Der Mensch ist jedoch von Natur aus ein Gemeinschaftswesen und findet seine wesentliche Lebensversicherung in seinen sozialen Beziehungen, die auch dann noch eine Lebensversicherung für ihn sind, wenn seine Gemeinschaft alle ihre materiellen Hilfsmittel durch ein Naturunglück eingebüßt hat. Keine materielle Sicherheit kann daher jemals die tiefer gehende Qualität einer sozialen Lebensversicherung ersetzen.
Der Herrenmensch, der durch seine Herrschaft über Dienermenschen und Sklavenmenschen zwangsläufig seine sozialen Beziehungsfähigkeiten einbüßt, gerät unweigerlich in den Teufelskreis einer bodenlosen Machtsucht. Diese Machtsucht erfüllt auf eine destruktive Weise den inneren Zweck, das durch materiellen Reichtum und durch eine Macht über andere Menschen zu ersetzen, was dem Herrenmenschen an natürlicher sozialer Absicherung durch eine Gemeinschaft fehlt. Da die Natur des Menschen nicht einfach durch menschliche Willensbeschlüsse zu ändern ist, entsteht für den Herrenmenschen durch eine mangelnde soziale Lebensversicherung ein Teufelskreis der ständigen Unzufriedenheit, die er durch ein Streben nach immer Macht und Vermögen doch noch irgendwie zu erlösen versucht. Dadurch gerät er in die Falle einer fortschrittlichen Machtsucht der bodenlosen Art, die nicht nur zu einer Selbstzerstörung, sondern auch zu einer Zerstörung seiner Gemeinschaft bzw. Gesellschaft führen kann. Eine ganze Gesellschaftszerstörung kann sich vor allem dann in einer tragischen Weise vollziehen, wenn die betreffende Gesellschaft für die unweigerlichen Folgen der sadistischen Machtsucht ihrer Herrenmenschen blind bleibt.
Nicht nur für den antiken Sklavenmenschen, sondern auch für die Leibeigenen des modernen Staates ist das „Kulturschicksal“ in einer grundlegenden Weise unerträglich, da sich die Natur des Menschen durch besondere Fähigkeiten zur freiheitlichen und kreativen Lebensgestaltung auszeichnet und nicht einfach durch eine Volkserziehung „umprogrammiert“ werden kann. Da alle panischen und allergischen Reaktionen auf das Kulturschicksal für den Leibeigenen angesichts einer darauf folgenden skrupellosen Antwort des Herrenmenschen lebensbedrohlich sind, bringt der Leibeigene eine regelrechte absolutistische Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung in die Ausbildung, um eine grundlegende Kapitulation gegenüber dem Herrenmenschen zu generieren.
Die absolutistische Selbstbeherrschung des Leibeigenen schließt die Fähigkeit zur absoluten Gleichgültigkeit und Verantwortungslosigkeit mit ein, durch die auch der Leibeigene sein soziales Wesen neutralisieren und zu einem überzeugten Einzelkämpfer werden kann. Dadurch reicht die Selbstdisziplin des Sklaven bzw. des Leibeigenen bis in die Selbstverleugnung, bis zur absolutistischen Selbstdiktatur und bis zu einer schmerzhaften Selbstkasteiung. Dem Sklaven entsteht dabei eine perverse Lust an der absoluten Macht über sich selbst, die ihm sein Überleben sichert und die als eine verirrte Erfolgslust erachtet werden kann.
Der Stand der Dienermenschen (Halbfreien) orientiert sich sowohl am Herrenmenschen als auch am Sklavenmenschen und verwirklicht seit 5000 Jahren das kulturelle Überlebensrezept eines „nach oben kuschen und nach unten treten“. Dadurch entsteht im Dienermenschen notwendig ein ewiger Krieg zwischen einem sadistischen und einem masochistischen Überlebensrezept und führt zu dem Phänomen der „zwei Seelen in der Brust“, die sich gegenseitig auf eine destruktive Weise ergänzen. Diese besondere Selbstorganisation befähigt den Dienermenschen einerseits, eine brutale Unmenschlichkeit und ein grausames Handeln zu entwickeln, was vor allem innerhalb eines Krisen- oder Kriegsgeschehens der Fall ist. Andererseits entwickelt der Dienermensch in einer Krisen- oder Kriegssituation auch eine extreme masochistische Selbstdisziplin und einen absolutistischen Gehorsam gegenüber den herrschenden Kulturautoritäten.
Durch die verheerenden Folgen einer systematischen Sklaverei, die fest innerhalb einer absolutistischen Standeskultur eingebettet ist, entsteht in den Kulturen ein latentes Potenzial für ein destruktives bzw. bösartiges menschliches Handeln. Dadurch bedroht sich der heutige Kulturmensch angesichts des Gewaltpotenzials, das dem Menschen durch die Industrielle Revolution entstanden ist, mehr denn je auf eine tragische Weise. Daher wird die gegenwärtige Kulturkrise immer mehr zu einem Alarmsignal für den Menschen, dass er die 5000 Jahre alte Standeskultur durch eine soziale und natürliche Kultur ersetzen muss, wenn er noch eine lebenswerte Zukunft haben will.
Eine weiterführende Beschäftigung mit der Thematik ermöglicht die Internet-Informationsseite: www.die-befreiung-von-der-standeskultur.de
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