Bonn (ots) – Auch wenn die Zahl der Sparwilligen wieder leicht sinkt – die
Deutschen halten trotz der Niedrigzins-Politik der EZB eisern an ihren
Sparplänen fest. Immer noch 72,6 Prozent (2018: 74,0 Prozent; 2017: 73,7
Prozent) der durch die norisbank im Rahmen der aktuellen Umfrage zum Jahresende
2019 bevölkerungsrepräsentativ Befragten wollen auch in 2020 mehr (48,7 Prozent;
2018: 51,2 Prozent; 2017: 52,6 Prozent) oder zumindest genauso viel sparen wie
2019 (23,9 Prozent; 2018: 22,8 Prozent; 2017: 21,1 Prozent) – Niedrigzins hin
oder her.
Doch nicht einmal mehr jeder Vierte der Befragten glaubt angesichts des
aktuellen Rekord-Niedrigzinsniveaus noch an Wertsteigerungen bei Investitionen
in den eigenen Vermögensaufbau. Und das hat deutliche Konsequenzen auf die
Akzeptanz bislang besonders bedeutender Formen der Geldanlage. Lediglich 22,2
Prozent (2018: 23,8 Prozent; 2017: 23,8 Prozent) wollen in diesem Jahr zum
Beispiel in die Altersvorsorge, einen Bausparvertrag oder in Aktien investieren.
Einzig die 18- bis 29-Jährigen scheinen den Gedanken an einen erfolgreichen
Vermögensaufbau noch nicht aufgegeben zu haben: Mehr als ein Drittel (36,4
Prozent; 2018: 33,7 Prozent; 2017: 24,4 Prozent) möchte in diesem Jahr wieder
mehr in die Altersvorsorge oder einen Bausparvertrag investieren.
Und auch die Konsumorientierung scheint sich zu verändern. Eine größere
Anschaffung (zum Beispiel Haus-, Wohnungs- oder Autokauf) plant in diesem Jahr
nur noch knapp jeder fünfte Deutsche (21,0 Prozent; 2018: 23,4 Prozent; 2017:
24,3 Prozent). Über zehn Prozent aller Befragten wollen künftig weniger sparen
als 2019 und sich zum Beispiel im Alltag auch zwischendurch mehr gönnen (10,4
Prozent). Bei den Befragungen 2018 planten dies 9,5 Prozent und 2017 8,7
Prozent.
Skepsis gegenüber der mittelfristigen Zinsentwicklung
Was erwarten die Deutschen mit Blick auf die Rendite von Geldanlagen in den
kommenden Jahren? Die Befragten sind nahezu unabhängig von Geschlecht und Alter
skeptisch gegenüber der mittelfristigen Zinsentwicklung: Nur noch jeder Vierte
(26,6 Prozent; 2018: 43,7 Prozent; 2017: 40,4 Prozent) rechnet in den kommenden
fünf Jahren mit wieder steigenden Zinsen. Ernüchterung ist vor allem bei den
älteren Befragten eingekehrt: Bei den 40- bis 49-Jährigen glaubt sogar nur noch
jeder Fünfte (19,2 Prozent; 2018: 36,1 Prozent; 2017: 41,0 Prozent) an steigende
Zinsen. Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch bei den 50- bis 59-Jährigen
(2019: 19,8 Prozent; 2018: 40,9 Prozent; 2017: 36,0 Prozent) sowie in noch
stärkerem Ausmaß bei den 60- bis 69-Jährigen. In dieser Altersgruppe ist die
Hoffnung auf steigende Zinsen mit nur 17,4 Prozent (2018: 46,9 Prozent; 2017:
37,9 Prozent) besonders gering.
Die Zahl derjenigen Befragten, die laut der aktuellen norisbank Umfrage von
einem weiter sinkenden Zinsniveau ausgehen, erhöhte sich insgesamt sogar
erheblich auf 34,4 Prozent. Ende 2018 und Ende 2017 waren dies nur jeweils knapp
über 20 Prozent.
Das klassische Sparbuch erfreut sich weiterhin wachsender Beliebtheit
Trotz dieser negativen Erwartungshaltung ist das Sparbuch für mehr als jeden
vierten 18- bis 29-Jährigen (25,4 Prozent) die bevorzugte Anlageform – weit vor
Aktien oder Fonds (16,7 Prozent). Jedoch scheint langsam auch bei den jüngeren
Befragten ein Umdenken einzusetzen: Angesichts der extremen Zinssituation,
wächst die Bereitschaft in Aktien oder Fonds zu investieren sukzessive seit
2017. War damals nur jeder Zehnte (2017: 9,5 Prozent) in dieser Altersgruppe an
dieser Anlageform interessiert, zeigt die Befragung zum Jahresende 2019, dass
inzwischen bereits jeder Sechste 18- bis 29-Jährige Aktien und Fonds als eine
wichtige Anlageform erkennt.
Über alle Bevölkerungsgruppen hinweg sind für 16,9 Prozent der Befragten Aktien
oder Fonds die Anlageoption Nummer eins, gefolgt vom Sparbuch (14,6 Prozent) und
dem Tagesgeld-Konto (12,1 Prozent). Doch noch immer belassen viele Deutsche –
konkret 17,2 Prozent (2018: 23,0 Prozent; 2017: 23,4 Prozent) – ihr Geld in
Anbetracht des aktuellen Zinsniveaus auf dem Girokonto beziehungsweise legen es
nicht anderweitig an. Und das, obwohl das Geld auf den Konten – auch mit Blick
auf die stete Geldentwertung durch die Inflation – jeden Monat faktisch an
Kaufkraft verliert.
Eine alternative Art mit der momentanen Zinssituation umzugehen, wählen 8,3
Prozent der Befragten: Sie planen ihr Geld aufgrund von drohenden Negativzinsen
auf ihre Sparanlagen lieber einfach auszugeben. Vermutlich aus EZB-Perspektive
mit Blick auf die Motive ihrer Zinspolitik ein erstaunlich kleiner
Bevölkerungsanteil. Die Deutschen bleiben sich in ihrer Sparorientierung
offenbar auch in extremen Zins-Zeiten treu.
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Über die Umfrage
Die norisbank hat zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG 1.003
Personen ab 18 Jahren bevölkerungsrepräsentativ nach Alter und Geschlecht
befragt. Die Online-Befragung wurde im Oktober 2019 durchgeführt.
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