Offenbach am Main (ots) –
– Bilanzsumme wächst weiter auf 25,9 Mrd. Euro
– Geschäftszahlen 2020 maßgeblich von Corona-Hilfsmaßnahmen geprägt
– Mehr als 1 Mrd. Euro in Krankenhausförderung investiert
– 161,5 Mio. Euro flossen in den Schulsektor
– Mehr als 852 Mio. Euro für Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe
Offenbach am Main (ots) – Im Geschäftsjahr 2020 konnte die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) ihr Neugeschäftsvolumen von rund 2,0 Mrd. Euro auf 3,2 Mrd. Euro deutlich erhöhen. Auch die Bilanzsumme ist um rund 1 Mrd. Euro auf 25,9 Mrd. Euro gestiegen. „Blicken wir auf das vergangene Jahr zurück, so wird vielleicht deutlicher denn je, wie erfolgreich sich die WIBank als Förderbank des Landes mit den Bedürfnissen der Menschen in Hessen auseinandersetzt und gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung bedarfsgerechte Förderkredite anbietet“, so Thomas Groß, Vorstandsvorsitzender der Helaba, anlässlich der digitalen Bilanzpressekonferenz der WIBank. „In einer Krise wie dieser zeigt sich, dass eine gut funktionierende Förderbank existenziell für die Zukunftssicherung ist. Die Menschen in Hessen können sich auf uns verlassen“, so Gottfried Milde, Sprecher der WIBank-Geschäftsleitung.
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir ergänzt: „Bund und Land haben seit Beginn der Corona-Pandemie gut zwei Milliarden Euro an hessische Unternehmen ausgezahlt, von der ersten Soforthilfe im März 2020 bis zur Überbrückungshilfe III. Aber wir haben mit Hilfe der WIBank die Hilfsprogramme des Bundes für Unternehmen um eigene Akzente wie etwa die Mikroliquidität ergänzt, die im letzten Jahr in Rekordgeschwindigkeit auf den Weg gebracht wurde. Und wir haben große Summen für Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Damit all das Geld schnell dort ankommt, wo es benötigt wird, braucht man Partner wie die WIBank.“
Die beiden Geschäftsfelder versorgen & modernisieren sowie gründen & wachsen weisen im Geschäftsjahr 2020 mit einem Plus von rund 123 bzw. 33 Prozent den größten prozentualen Anstieg beim Neugeschäft auf. Beide Geschäftsfelder waren sehr stark geprägt von den Förderfinanzierungen zur Bewältigung der Corona-Folgen. Schwerpunkte bildeten hier die Krankenhausförderung sowie die Corona-Hilfen für die hessische Wirtschaft. Die Entwicklung in den vier Geschäftsfeldern der WIBank stellte sich folgendermaßen dar:
versorgen & modernisieren
Auf das Geschäftsfeld versorgen & modernisieren entfällt mit 1.924,2 Mio. Euro ein Anteil am Neugeschäft von gut 59 Prozent (Vorjahr: 863,5 Mio. Euro). Es stellt damit unverändert das volumenstärkste Fördersegment der WIBank dar.
„So vielfältig die Infrastrukturförderung normalerweise ist, 2020 lag unser Fokus ganz klar auf der Bekämpfung der Pandemiefolgen, die vor allem auf eine optimale Gesundheitsversorgung der Menschen in Hessen abzielte“, sagt Gottfried Milde. So erklärt sich, dass im Rahmen der Krankenhausförderung den hessischen Kliniken 2020 insgesamt 1.073,7 Mio. Euro, gegenüber 272,5 Mio. Euro im Vorjahr, ausgezahlt wurden. 769,7 Mio. Euro entfielen dabei auf Ausgleichszahlungen, die den hessischen Kliniken aufgrund von Sonderbelastungen durch COVID-19 und für die Einrichtung von zusätzlichen intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten mit maschineller Beatmungsmöglichkeit geleistet wurden. Zudem wurde auch die pauschale Förderung von Klinikinvestitionen aus Landesmitteln im Vergleich zum Vorjahr von 213,5 Mio. Euro auf 273,1 Mio. Euro stark erhöht sowie landesverbürgte Darlehen für Sanierungs-, Modernisierungs- und Neubaumaßnahmen in Höhe von 30,9 Mio. Euro bewilligt.
Gleichzeitig betont Gottfried Milde: „Wir haben während der gesamten Krise größten Wert daraufgelegt, keinen unserer Förderaufträge zu vernachlässigen. Ob kommunale Infrastruktur, Wohnraumförderung, Landwirtschaft oder europäische Strukturfonds – wir fühlen uns dem gesamten Spektrum an Hessen-Förderung verpflichtet und daran halten wir auch in Corona-Zeiten ohne Einschränkung fest.“
Jenseits der Pandemie-bedingten Sondereffekte stellt die Finanzierung von kommunalen Investitionsvorhaben weiterhin den zentralen Betätigungsbereich im Geschäftsfeld versorgen & mo-dernisieren dar. Ein besonderer Schwerpunkt lag hier auch im Jahr 2020 mit Bewilligungen in Höhe von 161,5 Mio. Euro auf der Schulsektor-Förderung (2019: 42,8 Mio. Euro).
Neben der Förderung der digitalen Lehr- und Lerninfrastrukturen hat sich im Geschäftsjahr 2020 ebenso die Förderung des Breitbandausbaus mit 36,5 Mio. Euro stark erhöht (2019: 10,9 Mio. Euro). Auch private Unternehmen und Kommunen fragen die Förderung von Digitalisierungsvorhaben weiterhin stark nach. So sind die Bewilligungen für Digitalisierungsprogramme 2020 von gut 7,9 Mio. auf 10,4 Mio. Euro gestiegen.
bauen & wohnen
Das Geschäftsfeld bauen & wohnen hat 2020 rund 13 Prozent des Neugeschäfts auf sich vereint. Das Neugeschäftsvolumen lag mit 424,4 Mio. Euro leicht unterhalb des Vorjahreswertes von rund 473,5 Mio. Euro. Auf Grund von erwarteten Programmverbesserungen haben sich Antragstellungen zeitlich verschoben. Auch das anhaltende Niedrigzinsumfeld hatte entsprechende Auswirkungen. In den verschiedenen Förderprogrammen verlief dabei die Entwicklung unterschiedlich:
Im Sozialen Mietwohnungsbau lag die Förderung bei insgesamt 118,2 Mio. Euro (2019: 162,9 Mio. Euro). Es entfielen 57,1 Mio. Euro auf die allgemeine Neubauförderung, 2,2 Mio. Euro auf die Modernisierungsförderung, 44,3 Mio. Euro auf das Studentische Wohnen, 4,9 Mio. Euro auf das Programm KIP-Wohnraum (einschl. anteiliger Zuschüsse von 0,6 Mio. Euro) und 9,7 Mio. Euro auf den Ankauf von Belegungsrechten.
In der Wohneigentumsförderung lag das Bewilligungsvolumen (Darlehen) im Jahr 2020 mit 21,9 Mio. Euro für insgesamt 204 Fälle auf dem Niveau des Vorjahres (21,2 Mio. Euro für 212 Fälle). Bürgschaften des Landes Hessen waren in Höhe von 21,9 Mio. Euro beteiligt (2019: 21,2 Mio. Euro).
Im Förderprogramm zum Behindertengerechten Umbau von selbstgenutztem Wohneigentum wurden im Jahr 2020 Zuschüsse in Höhe von 3,4 Mio. Euro für 884 Förderfälle (Vorjahr: 2,8 Mio. Euro, 779 Fälle) zugesagt. Hier haben sich Verfahrensvereinfachungen und eine Erhöhung der bereitgestellten Mittel weiter positiv ausgewirkt.
In der klassischen Städtebauförderung (Bund-Länder-Programme) wurden im Jahr 2020 Zuschüsse in Höhe von 128,4 Mio. Euro für 153 Fördergebiete / Förderprojekte bewilligt (Vorjahr: 104,7 Mio. Euro für 150 Fördergebiete / Förderprojekte). Hierzu gehören z.B. die Programme „Lebendige Zentren“ oder „Sozialer Zusammenhalt“.
Im Programm für kommunale Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen wurden im Berichtsjahr 66 Fälle mit einem Zuschussvolumen von 5,3 Mio. Euro und damit deutlich mehr Mittel als im Vorjahr (46 Fälle mit 3,6 Mio. Euro) bewilligt.
gründen & wachsen
Das Geschäftsfeld gründen & wachsen verzeichnete 2020 einen Anstieg des Neugeschäftsvolumens um rund 33 Prozent von 639,3 Mio. Euro auf 852,1 Mio. Euro und erwirtschaftete damit einen Neugeschäftsanteil von rund 26 Prozent. Hier kommen sowohl die klassischen Elemente der Wirtschaftsförderung, wie Darlehen, Bürgschaften und Beteiligungen als auch die Gewährung bzw. Weiterleitung von Mitteln u.a. aus den europäischen Fonds zur Wirtschaftsförderung zum Einsatz.
Auch das Darlehens- und Bürgschaftsgeschäft war 2020 fast ausschließlich von den Auswirkungen und der Bewältigung der Corona-Pandemie geprägt. „Unser primäres Anliegen war es, den betroffenen hessischen Unternehmen ab Beginn der Krise schnelle Unterstützung zukommen zu lassen. Dabei haben wir Angebote zur Verbesserung der Liquiditätssituation der Firmen entwickelt. Die hohe Nachfrage hat gezeigt, wie groß der Bedarf der Unternehmerinnen und Unternehmer war und immer noch ist und wie passgenau wir die Programme auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten haben“, so Dr. Michael Reckhard, Mitglied der WIBank-Geschäftsleitung.
Zur sofortigen Unterstützung von Kleinunternehmen wurde innerhalb weniger Wochen die neue Produktvariante Hessen-Mikroliquidität geschaffen, die auf dem bestehenden Hessen-Mikrodarlehen beruht. Mit diesem Produkt konnten Unternehmen mit maximal 50 Mitarbeitenden und Soloselbständige bereits ab dem 3. April 2020 ohne Einbindung einer Hausbank durch die Corona-Krise entstandene Liquiditäts- bzw. Betriebsmittelbedarfe finanzieren. Die Antragstellung, Bewilligung und Auszahlung erfolgte in einem vereinfachten digitalen Prozess über ein neu geschaffenes Online-Portal und mit Unterstützung der bereits etablierten institutionellen Kooperationspartner (IHKn, Handwerkskammern und regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaften). Bis zum 31.12.2020 wurden 7.562 Anträge mit einem Volumen von 221,4 Mio. Euro zugesagt. In der gesamten Programmgruppe, d.h. inklusive des klassischen Hessen-Mikrodarlehens und der Hessen-MikroCrowd, wurden im Jahr 2020 insgesamt 222,7 Mio. Euro an Zusagen ausgesprochen.
Als weiteres Kriseninterventionsprogramm konnte bereits Ende März 2020 das Programm Kapital für Kleinunternehmen (KfK) um die Variante „Liquiditätshilfe für kleine und mittlere Unternehmen in Hessen“ erweitert werden. Hier ist der Antragstellerkreis von Unternehmen mit maximal 25 Mitarbeitenden auf Unternehmen der KMU-Definition (bis zu 249 Mitarbeitende) ausgedehnt, der Darlehenshöchstbetrag im ersten Schritt auf 200.000 Euro erhöht sowie der Finanzierungsanteil der Hausbanken von 50% auf 20% reduziert worden. Ab dem 01.08.2020 stieg der Darlehenshöchstbetrag auf 500.000 Euro. Die nachrangigen Liquiditätshilfedarlehen wurden am Markt sehr gut angenommen: 2020 wurden insgesamt 115 Anträge mit einem Volumen von 15 Mio. Euro zugesagt. In der gesamten Programmgruppe, d.h. inklusive des klassischen KfK, betrug die Summe der Zusagen im Jahr 2020 insgesamt 16,1 Mio. Euro.
Im Jahr 2020 hat sich Corona-bedingt ebenfalls die Nachfrage nach vom Land Hessen gewährten Bürgschaften deutlich erhöht. Auch hier wurden auf Basis des bestehenden Bürgschaftsproduktes und der beihilferechtlichen Erweiterungen zur Krisenbewältigung zusätzliche Fördermöglichkeiten geschaffen. So hat das Land Hessen 2020 im Rahmen von Landesbürgschaften sowie über die WIBank-Bürgschaften (Covid-19) Unternehmen mit Bürgschaften in Höhe von insgesamt rund 40,4 Mio. Euro (2019: 25 Mio. Euro) unterstützt. Die WIBank ist als Mandatar des Landes Ansprechpartner und bearbeitende Stelle für diese Bürgschaften.
Das Beteiligungsgeschäft der WIBank, das von der Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH (BM H) umgesetzt wird, entwickelte sich 2020 weiter positiv. Insgesamt wurden einschließlich Mikromezzaninkapital 76 Beteiligungen bewilligt (2019 waren es 67), wobei das bewilligte Gesamtvolumen um rund 25 Prozent auf insgesamt 28,9 Mio. Euro gestiegen ist. Das Wachstum ist vollständig auf die im Rahmen der Corona-Hilfsprogramme eingerichteten Liquiditätsbeteiligungen mit einem Volumen von 8,6 Mio. Euro zurückzuführen, welche den Rückgang im Normalgeschäft kompensierten. Besonders zu erwähnen sind hier die neu aufgelegten Krisenprogramme zur Stabilisierung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Hessen, die zum Teil in Kooperation mit der KfW über die Hessen Kapital I GmbH und Hessen Kapital II GmbH abgewickelt werden.
Auch die Landwirtschaftsförderung in Hessen wird von der WIBank umgesetzt. 2020 flossen mehr als 305 Mio. Euro Förderung an hessische Landwirtinnen und Landwirte (2019: 298,6 Mio. Euro).
bilden & beschäftigen
Im Geschäftsfeld bilden & beschäftigen wurden im Jahr 2020 883 Bewilligungen mit einem Neugeschäftsvolumen von 42,1 Mio. Euro ausgesprochen (2019: 66,1 Mio. Euro). Hier werden Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und Landesmittel eingesetzt. Die Nachfrage nach den ESF-Förderprogrammen blieb damit auch in 2020 hoch, wobei die Verringerung der Neugeschäftsvolumina auf Sondereffekte aus mehrjährigen Bewilligungen in 2019 zurückzuführen ist.
2019 wurden Programme zur Bildung und Qualifizierung mit 29,7 Mio. Euro bezuschusst (2019: 46,4 Mio. Euro). In die Unterstützung der sozialen Inklusion flossen 12,3 Mio. Euro (2019: 19,7 Mio. Euro).
Die kommenden Monate werden für die europäische Strukturfondsförderung anspruchsvoll: Während einerseits noch laufende Projekte der zu Ende gehenden Förderperiode umgesetzt und abgewickelt werden, wird gleichzeitig mit Hochdruck an den Vorbereitungen für die kommende Förderperiode gearbeitet. Dazu gehören z.B. der Umbau der IT-Infrastruktur und die Überführung der neuen Verordnungen in die entsprechenden Verwaltungssysteme.
Ertragslage
Claudia Hillenherms, Mitglied der WIBank-Geschäftsleitung, kommentiert das WIBank-Ergebnis so: „Mit Blick auf das hohe Fördervolumen aus Corona-Sonderprogrammen aber auch das stabile klassische Neugeschäft freuen wir uns sehr, dass wir dieses besondere Jahr so erfolgreich bewältigen konnten. Unser Dank gilt dabei unseren Mitarbeitenden, die gemeinsam Hervorragendes für Hessen geleistet haben.“
Die wesentlichen Ertragskomponenten der WIBank, bestehend aus Zins- und Provisionsergebnis, sind im Geschäftsjahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 11,1 Mio. Euro auf insgesamt 116,7 Mio. Euro angestiegen.
Das Zinsergebnis der WIBank ist die wichtigste Ertragskomponente. Es beträgt im Geschäftsjahr 2020 71,0 Mio. Euro und hat sich somit um 5,6 Mio. Euro erneut erhöht. Wir konnten hier vor allem auf der Refinanzierungsseite weitere Verbesserungen erreichen.
Auch das Provisionsergebnis als zweite bedeutende Ertragskomponente lag mit 45,7 Mio. Euro spürbar über dem Vorjahreswert von 40,2 Mio. Euro. Es besteht vor allem aus der Vergütung von erbrachten bzw. erstatteten Dienstleistungen im Rahmen der Übernahme von hoheitlichen Aufgaben für das Land Hessen sowie aus den Verwaltungskostenbeiträgen für die Treuhandkredite.
Die Verwaltungsaufwendungen für die WIBank betragen 73,8 Mio. Euro und sind damit im Vergleich zum Vorjahr trotz der Corona-Sonderprogramme und des damit insgesamt gestiegenen Geschäfts- und Treuhandvolumens lediglich um 1,4 Mio. Euro gestiegen. Der Verwaltungsaufwand pro Kopf konnte damit nahezu konstant gehalten werden. Der Personalbedarf hat sich vor allem infolge der Corona-Sonderprogramme deutlich erhöht.
Der Jahresüberschuss beträgt nach 14,3 Mio. Euro in 2019 18,6 Mio. Euro in 2020. „Mit diesem Ergebnis zeigt die WIBank abermals ihre Stärken bei der Gestaltung und Umsetzung einer erfolgreichen monetären Förderpolitik des Landes Hessen“, so Hillenherms abschließend.
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