StartseiteAuto und VerkehrLaurin & Klement SLAVIA B: Die Geschichte von ŠKODA Motorsport begann vor 120 Jahren zwischen Paris und Berlin

Laurin & Klement SLAVIA B: Die Geschichte von ŠKODA Motorsport begann vor 120 Jahren zwischen Paris und Berlin - Prtaxi.de

Mladá Boleslav (ots) – › Die Motorsporttradition des tschechischen Automobilherstellers begann 1901 mit dem Motorrad Laurin & Klement SLAVIA B und Werksfahrer Narcis Podsedníček

› Podsedníček fuhr 1901 bei der anspruchsvollen Langstreckenfahrt Paris–Berlin als einziger Teilnehmer in der Motorradklasse ins Ziel

› Laurin & Klement SLAVIA Typ B: luftgekühlter Einzylindermotor mit 240 ccm Hubraum, 1,75 PS Leistung und Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h

› 120 Jahre Motorsport: Anlässlich des Jubiläums präsentiert ŠKODA AUTO die 18 bedeutendsten Sportmodelle der Unternehmensgeschichte in einer Serie

Das Motorradmodell Laurin & Klement SLAVIA B spielt in der Unternehmensgeschichte von Laurin & Klement eine ganz besondere Rolle: Es war das erste Motorrad, mit dem das Unternehmen aus Mladá Boleslav im Jahr 1901 an einem internationalen Rennen teilnahm. Der Langstreckenmarathon von Paris nach Berlin galt damals als die härteste Herausforderung seiner Zeit. Werksfahrer Narcis Podsedníček schrieb dort auf Anhieb Geschichte: Als einziger Teilnehmer in seiner Klasse erreichte er das Ziel, zum Sieger erklärt wurde er allerdings trotzdem nicht.

Wenn Mut, Unerschrockenheit und mitunter auch Wahnsinn Hand in Hand gehen, dann ist der Boden bereitet für legendäre Erfolge – so wie in den Anfangstagen des Motorsports zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Hier eroberten entschlossene Pioniere systematisch Neuland und verschoben die Grenzen des damals Mach- und Erreichbaren immer weiter, stets im festen Glauben an den technischen Fortschritt.

Zu diesen Visionären zählten auch Václav Laurin und Václav Klement, die Gründer des gleichnamigen Fahrradherstellers aus dem böhmischen Mladá Boleslav. Die beiden vereinte neben dem Willen, qualitativ hochwertige und gleichzeitig erschwingliche Fahrräder anzubieten, auch die Leidenschaft für den Rennsport. Das 1895 als kleine Reparaturwerkstatt gegründete Unternehmen entwickelte sich schnell: Nach nur einem Jahr beschäftigten die beiden bereits 21 Mitarbeiter und boten unter dem Namen SLAVIA fünf verschiedene Fahrradmodelle an.

Bereits vier Jahre später, am 18. November 1899, präsentierte das junge Unternehmen seine ersten beiden Motorräder SLAVIA A und SLAVIA B. Für ein besseres und stabileres Fahrverhalten war der Motor bei beiden bereits damals im unteren Teil des Rahmens verbaut. Heute ist dieses Layout selbstverständlich, damals war die Entwicklung des genialen Technikers Václav Laurin eine echte Sensation. Auch dank des unternehmerischen Weitblicks und des ausgeprägten Geschäftssinns von Václav Klement wuchs der Hersteller in der Folge schnell weiter: Der gelernte Buchhändler sicherte große Aufträge im eigenen Land und machte Laurin & Klement gleichzeitig auch in bedeutenden Industrienationen wie Deutschland und Großbritannien bekannt. Erfolge bei Langstreckenrennen sorgten damals für eine hohe internationale Aufmerksamkeit und dienten Václav Klement daher als Mittel zum Zweck.

Narcis Podsedníček – erster Werksfahrer des Motorradherstellers aus Mladá Boleslav

Ihr Motorsportdebüt gaben die ,Motorzweiräder‘ aus Mladá Boleslav 1901 bei der größten Veranstaltung der damaligen Zeit, dem Rennen von Paris über Aachen und Hannover bis nach Berlin. Die 1.196 Kilometer lange Strecke war eine Herausforderung für Mensch und Maschine. Für Laurin & Klement startete bei dem dreitägigen Rennen Werksfahrer Narcis Podsedníček als einer von insgesamt zehn Teilnehmern in der Zwei- und Dreiradkategorie. Er hatte im Unternehmen bereits Karriere gemacht und war dank seines hohen Engagements sowie seines exzellenten Know-hows schnell vom Werkzeugbauer zum Vertriebsbeauftragten aufgestiegen. Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn übernahm Podsedníček später die Produktionsleitung.

Die Strecke führte zumeist über wenig befestigte Wege oder raues Kopfsteinpflaster. Überall lagen Hufnägel herum, was zu zahlreichen Reifenpannen führte. Von 110 Fahrzeugen sahen schlussendlich 48 das Ziel. Obwohl Podsedníček im Vorfeld bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt worden waren, erreichte er Berlin auf seiner Laurin & Klement als Erster in seiner Klasse. Sein Klassensieg überraschte auch deshalb, weil niemand mit ihm gerechnet hatte, als er morgens um drei Uhr durch das Ziel fuhr: Das Zeitnahmebüro war geschlossen und kein Rennkommissar erreichbar.

Podsedníček ließ sich die Ankunft deshalb zunächst von örtlichen Polizisten bestätigen. Der Veranstalter erkannte die Aufzeichnung der Schutzmänner jedoch nicht an und kürte stattdessen vier Franzosen auf Dreirädern der Marke De Dion-Bouton zu den Gewinnern. Podsedníček blieb nur der moralische Sieg.

Diese Ereignisse sicherten seiner herausragenden persönlichen Leistung und der Marke Laurin & Klement allerdings erst recht große internationale Aufmerksamkeit und steigerten die Bekanntheit des jungen Unternehmens, das 1905 sein erstes Automobil vorstellte: der sprichwörtliche Startschuss für das künftige, hocherfolgreiche Motorsportengagement des Herstellers.

Das Motorrad Laurin & Klement SLAVIA Typ B

Mit der Produktion des Laurin & Klement SLAVIA B hatte das Unternehmen 1899 begonnen. Im November desselben Jahres debütierte das Motorrad auf der Fahrradrennbahn in Prag-Bubny gemeinsam mit der Typ A. Die Typ B besaß einen luftgekühlten Einzylindermotor, der aus 240 ccm Hubraum eine Leistung von 1,75 PS mobilisierte, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 40 km/h. Wie zu jener Zeit üblich kam das Motorrad ohne Getriebe aus, der Motor trieb das Hinterrad über einen flachen Lederriemen direkt an. Für den kettenbasierten Start- und Hilfsantrieb traten die Fahrer selbst in die Pedale. Bis 1904 stellte Laurin & Klement in Mladá Boleslav insgesamt 540 Exemplare der SLAVIA B her.

1956 wurde diesem historischen Motorrad eine besondere Ehre zuteil: Es war in ,Großvater Automobil‘ zu sehen, einem Film, der einen Blick auf das ,automobile Jahrhundert‘ wirft. Das Drehbuch basierte auf dem gleichnamigen Buch von Adolf Branald.

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