Berlin (ots) – Vierter „Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs“ veröffentlicht
Am heutigen Freitag hat Bundesforschungsministerin Anja Karliczek gemeinsam mit der brandenburgischen Forschungsministerin Dr. Manja Schüle für die Länderseite den Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021 (BuWiN) entgegengenommen. Der Bericht zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland erscheint alle vier Jahre und wird von einem unabhängigen wissenschaftlichen Konsortium erstellt und verantwortet.
Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
„Der aktuelle BuWiN zeigt: Unter Promovierten herrscht Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosigkeit von Promovierten liegt in den ersten zehn Jahren nach der Promotion kontinuierlich bei etwa 1 bis 2 Prozent. Wer promoviert, kommt also auf dem Arbeitsmarkt unter. Mehr noch: Eine Promotion eröffnet Chancen auf hervorragende Karriereverläufe.
Und die Investition in eine Promotion lohnt sich – für die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst, aber auch aus gesamtgesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Perspektive: Zehn Jahre nach der Promotion arbeiten etwa 80 Prozent der Promovierten außerhalb der Wissenschaft. Häufiger als nicht-promovierte Akademikerinnen und Akademiker erzielen Promovierte Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze, haben Führungspositionen und gehen beruflichen Tätigkeiten nach, die vom Anforderungsprofil her den angestrebten Qualifizierungszielen entsprechen. Von Promovierten profitiert das ganze Land. Auch deshalb finanziert der Bund anteilig oder vollständig gut 30 Prozent aller Promovierenden.
Der BuWiN bestärkt uns aber auch in den Bereichen, die wir weiter verbessern wollen. Die Befristungsquoten bei den Promovierten sind zwar leicht gesunken, bleiben aber zu hoch. Der Bund setzt sich mit Nachdruck für attraktive Beschäftigungsverhältnisse und Karriereperspektiven in der Wissenschaft ein. Mit den unbefristeten Bund-Länder-Programmen „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ und „Exzellenzstrategie“ haben wir gemeinsam mit den Ländern starke Anreize gesetzt, Dauerstellen zu schaffen. Und den außeruniversitären Wissenschaftsorganisationen verschafft der vierte „Pakt für Forschung und Innovation“ mit seiner zehnjährigen Laufzeit einzigartige finanzielle Planungssicherheit und optimale Rahmenbedingungen für die Nachwuchsförderung. Wir erwarten, dass die Hochschulen und Forschungseinrichtungen auch tatsächlich mehr unbefristete Stellen schaffen.
Dass es im Jahr 2018 bereits 519 Tenure-Track-Professorinnen und -Professoren gab, ist ein starkes Signal für die allmähliche Etablierung dieses attraktiven und international bekannten Karrierewegs zur Professur auch in Deutschland. Wir unterstützen ihn substantiell mit dem „Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“ (Tenure-Track-Programm).
Auch beim Thema Chancengerechtigkeit für Frauen im Wissenschaftssystem müssen wir alle am Ball bleiben. Hier unterstützt die Bundesregierung die Hochschulen mit dem Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder, in dessen Rahmen bisher 761 mit exzellenten Wissenschaftlerinnen besetzte Professuren gefördert werden konnten (Stand: 31.12.2020). Ein Lichtblick ist auch hier das Tenure-Track-Programm. Denn etwa die Hälfte der bislang im Tenure-Track-Programm geförderten Professuren sind mit Frauen besetzt. Unsere Investitionen in die Tenure-Track-Professur sind eine Investition in die Zukunft – auch in die Zukunft von Chancengerechtigkeit und Familienförderung.“
Hintergrund:
Der BuWiN ist das Standardwerk zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland. Er liefert Daten und aktuelle Forschungsbefunde zu Qualifikations- und Karrierewegen, zu Beschäftigungsbedingungen sowie zu beruflichen Perspektiven Promovierender und Promovierter.
Die Beschäftigungsbedingungen sind insgesamt stabil. 76 Prozent des hauptberuflichen wissenschaftlichen Personals waren 2018 wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gegenüber 2010 ist der Anteil in etwa gleichgeblieben. 77 Prozent des promovierten wissenschaftlichen Nachwuchses an Hochschulen (ohne Professorinnen und Professoren) waren 2018 auf Zeit beschäftigt. Das sind 3 Prozentpunkte weniger als 2015.
Für das Jahr 2018 nennt der Bericht 519 Tenure-Track-Professorinnen und -Professoren. Das Tenure-Track-Programm des Bundes und der Länder zielt auf die breite und bundesweit koordinierte Einführung der Tenure-Track-Professur, um für verlässliche und transparente Perspektiven in der Qualifizierungsphase nach der Promotion zu sorgen. 2018 waren erst 11 Tenure-Track-Professorinnen und -Professoren über das Programm finanziert, das dem promovierten wissenschaftlichen Nachwuchs Selbständigkeit und Planungssicherheit ermöglicht. Anfang 2021 waren es bereits 363. Mittelfristig werden es 1.000 sein, die allein über das Programm gefördert werden und dauerhaft im Wissenschaftssystem bleiben.
Den Übergang zur jeweils nächsten Karrierestufe in der Wissenschaft vollziehen nach wie vor mehr Männer als Frauen, insbesondere auf den Karrierestufen nach der Promotion. Die Frauenanteile haben sich insgesamt nur minimal vergrößert. Der Anteil der Frauen unter den 2018 erfolgreich Habilitierten lag bei 32 Prozent, unter den neuberufenen Junior-, W2- und W3-Professorinnen und -Professoren lag er bei 43 Prozent, 34 Prozent bzw. 27 Prozent. Das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder erhöht die Anzahl der Professorinnen nachhaltig und stärkt durch spezifische Maßnahmen die Gleichstellungsstrukturen an Hochschulen auf Dauer. In der aktuellen dritten Phase des Professorinnenprogramms liegt ein Fokus auf dem Bereich „Personalentwicklung und -gewinnung auf dem Weg zur Professur“ und damit auf der Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen. Im Tenure-Track-Programm sind 48 Prozent der bislang geförderten Professuren mit Frauen besetzt (Stand: 01.01.2021).
Das wissenschaftliche Konsortium, das den BuWiN 2021 erstellt hat und verantwortet, setzt sich zusammen aus dem – federführenden – Institut für Innovation und Technik (iit) in der VDI/VDE Innovation und Technik GmbH, dem Bayerischen Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF), dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), dem Institut für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (HoF), dem International Centre for Higher Education Research Kassel (INCHER-Kassel) und dem Statistischem Bundesamt. Das Konsortium wurde von einem wissenschaftlichen Beirat unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Karl Ulrich Mayer beraten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert den BuWiN.
Weitere Informationen:
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