Hamburg (ots) – Digitalisierung, Kommunikation und Vernetzung sind die
Eckpfeiler der Energiewende. Denn statt 500 Großkraftwerken müssen 5 Millionen
Kleinstkraftwerke vernetzt, gesteuert und abgerechnet werden. Für den Betrieb
kritischer Infrastruktur gilt vor allem eines: Sicherheit. Das Hamburger
IT-Unternehmen Deepshore hat für die e.kundenservice Netz GmbH, ein Unternehmen
aus der E.ON-Gruppe, eine blockchainbasierte Plattform entwickelt, die Prozesse
vereinfacht und sicherer macht.
Sonne und Wind liefern den Strom nicht nur dann, wenn er benötigt wird. Vor
allem bei guten Windverhältnissen kommt es vor, dass die Stromnetze die
Überproduktion nicht aufnehmen können und das Einspeisemanagement die Anlagen
abregeln muss. Die Betreiber der Windparks werden dann für die Abschaltung
entschädigt. Diese Entschädigungen sind für die abgeregelte Energie zu zahlen
und werden danach berechnet, wieviel bei normalen Netzbetrieb erzeugt worden
wäre. Nach Angaben der Bundesnetzagentur lagen die Entschädigungsansprüche im
Jahr 2018 insgesamt bei 635,4 Mio. Euro.
Allein durch die e.kundenservice Netz GmbH wurden 393 Mio. Euro im Jahr 2017
verrechnet. Hinter diesen Summen stehen komplexe Abrechnungs- und
Verwaltungsprozesse. Pro Monat können dies gut 8.500 Rechnungen sein.
Für die Abrechnung der einzelnen Anlagen werden Daten aus unterschiedlichen
Quellen berücksichtigt, darunter auch Wetterdaten und Daten der Netzbetreiber,
aus denen sich die mögliche Erzeugung ermitteln lässt. Ein Teil der Abstimmungs-
und Prüfprozesse wurde bisher manuell bearbeitet.
Deepshore hat nun ein System konzipiert, dass auf dem Know-how aus dem
Einzelhandel aufbaut: „Als die Anfrage von E.ON kam, hatten wir bereits eine
starke Lösung bei Handelsunternehmen im Einsatz und damit gute Erfahrungen. Die
Energiebranche war allerdings Neuland für uns. Auf Basis unserer
Retail-Technologie gab es spannende Ansätze, um eine Lösung für einen
Stromnetz-Anbieter zu konzipieren. Die Kollegen aus dem Innovationsteam der
e.kundenservice Netz brachten uns fachlich schnell auf Flughöhe, so dass wir
gemeinsam die Anforderungen im Konzept umsetzen konnten“ sagt Falk Borgmann,
Deepshore Solution Architekt.
Der Einsatz einer Blockchain allein kann die Anforderungen an ein fachliches
Datenmodell aber noch nicht erfüllen. Die Lösung liegt in einer verteilten
Datenbank, die die Daten speichert und über Blockchaintechnologie verifiziert.
Durch eine Streuwertfunktion, ein sogenanntes Hashverfahren, sind Informationen
in der Datenbank gegen Manipulationen und Veränderungen geschützt.
Das Verfahren hat Deepshore in einer Forschungskooperation mit dem
Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (Zuse-Institut) entwickelt
und wurde bei e.kundenservice Netz erstmalig technisch implementiert. Die
Verteilung der Daten verhindert eine unberechtigte Löschung von Informationen.
Auf diese Weise ist eine Infrastruktur entstanden, die verteilt, performant und
gleichermaßen konsistent ist.
„Netzbetreiber, Einspeiser und Wetterdienste können mit dieser Infrastruktur,
ihre Daten jeweils geschützt bereitstellen und die Abrechnungsvorgänge
nachvollziehbar und im Rahmen definierter Aufbewahrungsfristen abspeichern“,
sagt Falk Borgmann.
Die komplexen Anforderungen sind dabei mit bestehenden Systemen im Einzelhandel
aus IT-Sicht vergleichbar. Auf dieser Grundlage hat Deepshore die Lösungen für
die Erfordernisse der Energiewirtschaft weiterentwickeln können: „Aufgrund
unserer Erfahrungen mit revisionssicheren, verteilten Systemen im Handel und der
damit verbundenen Wiederverwendbarkeit, konnten wir neben der reinen
Konzeptionsphase einen Prototypen entwickeln und in einer Public-Cloud-Umgebung
anbieten“, sagt Deepshore-Projektleiter Tim Wedemann, der den Proof of Concept
(PoC) organisierte. Gleichwohl kann das System auch auf einer hybriden
Infrastruktur betrieben werden.
Grafik: Logisch verteiltes System – mit Blockchain- (BC) und Datenbankknoten
(DB)- (C)Deepshore
Der Prototyp veranschaulicht die auf der auditfesten Plattform benötigten
Prozesse, wie die Berechnung der Entschädigungszahlungen, anhand gespeicherter
Einspeisemanagement-Maßnahmen und Winddaten. Besondere Bedeutung hat hier die
Erzeugung eines Consensus, also die von allen betroffenen Teilnehmern
akzeptierten Daten, die manuelle Nacharbeiten praktisch komplett unnötig machen.
Das aufwändige und manuelle Clearing wird damit weitgehend überflüssig oder
würde aus dem jeweiligen Kundensystem auf die gemeinsame Plattform transferiert
werden.
Für Deepshore bestätigt die erfolgreiche PoC-Phase, dass mit der Nutzung
multicloud-fähiger, verteilter Open-Source-Technologien, auch die Regularien von
deutschen Aufsichtsbehörden cloudfähig zu implementieren sind. „Wir konnten nach
der Konzeption sogar den geforderten Funktionsumfang des Prototyps übererfüllen
und freuen uns über den erfolgreichen Abschluss“ sagt Tim Wedemann.
Deepshore GmbH mit Sitz in Hamburg und Berlin versteht sich als Brainpool und
Entwicklungszentrum für neue Konzepte und Lösungen im Zukunftssegment der
verteilten Netze und Applikationen. Mit diesem Horizont bereiten wir den Weg für
Compliance-Anwendungen in virtuellen Infrastrukturen wie der Cloud. Über
wegweisende Konzepte gelangen wir zu praxistauglichen Standards und Anwendungen,
die wir gemeinsam mit unserem strategischen Partner nextevolution zu
Highend-Businesslösungen weiterentwickeln. Deepshore und das auf angewandte
Mathematik und High-Performance-Computing ausgerichtete Konrad-Zuse-Zentrum für
Informationstechnik Berlin (Zuse-Institut Berlin, ZIB) unterhalten eine
Forschungskooperation, deren Ziel die Entwicklung völlig neuer
IT-Infrastrukturen ist, in denen erstmals Blockchain- und Big-Data-Technologien
zusammengeführt werden. Die Kooperation wird durch die Bundesregierung gefördert
und soll die Zukunft der IT von großen und kleinen Unternehmen nachhaltig
verändern. Mehr unter www.deepshore.de
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