Innsbruck (ots) – Nach 16,7 Kilometer Vortrieb mittels Tunnelbohrmaschine ist die Verbindung zwischen den beiden Baulosen Tulfes-Pfons und Pfons-Brenner hergestellt
Um 08:27 Uhr bohrte sich die Tunnelbohrmaschine „Günther“ von Norden kommend Richtung Süden durch die letzten Gesteinsbrocken. Insgesamt 16,7 Kilometer hat sich diese „Fabrik im Berg“ damit ausgehend von Ahrental bei Innsbruck vorgearbeitet. Der Durchschlag erfolgte im Gemeindegebiet von Steinach am Brenner. Zuvor wurde die Tunnelröhre vom Wipptal Richtung Norden auf 1,7 Kilometer Länge mittels bergmännischem Sprengvortrieb ausgebrochen, um dem maschinellen Vortrieb, also der Tunnelbohrmaschine begegnen zu können.
Die vom Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler eigens geweihte Statue der Hl. Barbara wurde von den Tunnelbauern stolz durch die neu entstandene Öffnung gereicht.
Bei den Mineuren, Baufirmen und der BBT SE war die Freude über den geglückten Durchschlag groß. Aufgrund von Corona-Schutzmaßnahmen konnte nur ein kleines Baustellen-Team den Durchschlag live miterleben.
Ein wegweisender Meilenstein für das europäische Infrastrukturprojekt im Herzen Tirols ist damit erreicht: Der Brenner Basistunnel ist nun auf 36 Kilometer von Tulfes bis St. Jodok / Schmirn durchgängig verbunden und befahrbar.
Pat Cox, Europäische Kommission, TEN-T Koordinator, SCAN-MED Korridor
„Ich gratuliere zum Durchbruch der Tunnelbohrmaschine, einem weiteren wichtigen Schritt und Meilenstein beim Brenner Basistunnel. Nach seiner Fertigstellung wird der BBT nicht nur Österreich mit Italien verbinden, sondern das Herzstück des Skandinavien-Mittelmeer-Korridors sein, der sich von Finnland bis Malta erstreckt.“
Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
„Derzeit werden 72 Prozent der Waren per LKW befördert. Das führt dazu, dass 2,5 Millionen LKW-Fahrten über den Brenner jährlich stattfinden. Der Brenner Basistunnel bedeutet dann eine Verlagerung vom LKW auf die Schiene. Das sind nicht nur Good News fürs Klima, also deutliche Co2-Reduktionen, sondern auch für die Menschen in Tirol und wir schaffen es mit dem Brenner Basistunnel die Warenzüge von 66 auf 225 pro Tag zu steigern.“
Franz Bauer, Mitglied des Vorstands, ÖBB-Infrastruktur AG und Mitglied des Aufsichtsrats der BBT SE
„Wir schaffen mit dem Brenner Basistunnel für viele Generationen eine attraktive und ökologische Mobilität auf dieser so wichtigen europäischen Nord-Süd-Achse. Deswegen ist der Durchschlag des Erkundungsstollens ein ganz besonderer Meilenstein für uns und für unser größtes Eisenbahnprojekt der Welt. Ich bedanke mich bei allen, die dieses Projekt unterstützen und ich bedanke mich ganz besonders bei denen, die tagtäglich so engagiert für den Projektfortschritt arbeiten.“
Günther Platter, Landeshauptmann von Tirol
„Ich freue mich, dass der Durchbruch mit der Tunnelbohrmaschine ‚Günther‘ gelungen ist. Herzlichen Glückwunsch den Mineuren und Verantwortlichen der BBT SE. Dieser heutige Tag hat eine besondere Bedeutung für Tirol, für Österreich aber auch für ganz Europa. Ich bin ein absoluter Fan des großartigen Infrastrukturprojekts. Insbesondere der Vortriebs-Weltrekord von 61 Meter 4 Zentimeter in nur 24 Stunden ist schon etwas ganz besonderes, worauf man nur stolz sein kann.
Gilberto Cardola und Martin Gradnitzer, Vorstände der BBT SE
„Mit diesem Durchschlag rückt das Ziel, zum Wohle der Bevölkerung unter den Alpen die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt zu realisieren, ein wesentliches Stück näher – eine großartige Leistung aller Beteiligten.“
Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE
„Der Brenner Basistunnel ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Projekt: Wir haben dort nicht nur den Vortriebsweltrekord mit 61,04 Metern in 24 Stunden geschafft, sondern auch mit gleislosen, selbststeuernden Zügen neueste Technologien eingesetzt.“
Thomas Stiegler, COO der PORR AG
„Es macht uns sehr stolz Teil des Jahrhundertprojekts Brenner Basistunnel zu sein und damit die Expertise der PORR in den Bereichen Tiefbau, Infrastruktur und Tunnelbau unter Beweis stellen zu können. Die Fertigstellung der Arbeiten im nördlichen Erkundungsstollen und an der Demontagekaverne bedeuten dafür einen besonderen Meilenstein.“
Komplexes Baulos Tulfes-Pfons und Tunnelbohrmaschine mit Weltrekord
Das Baulos Tulfes-Pfons ist eines der komplexesten Baulose des BBT, bei dem zu Spitzenzeiten acht Tunnelabschnitte gleichzeitig ausgebrochen wurden. Bis zu 500 Personen aus acht Nationen waren beschäftigt.
Die beiden Verbindungstunnel zwischen dem Bestandstunnel (Umfahrung Innsbruck – Inntaltunnel) und den neuen Tunnelröhren des BBT mussten räumlich überworfen werden, um einen fließenden Wechsel zwischen dem in Italien üblichen Linksverkehr und dem österreichischen Rechtsverkehr zu gewährleisten.
Die Nothaltestelle Innsbruck, die ebenfalls in diesem Los realisiert wurde, besteht aus vier parallelen Tunnelröhren, die alle 45 Meter durch sogenannte Abluftstollen bzw. Verbindungsstollen verbunden werden.
Das Glanzstück des Bauloses Tulfes-Pfons ist der knapp 17 km lange Erkundungsstollen, der mittels Tunnelbohrmaschine ausgebrochen wurde. Unter teils schwierigen geologischen Bedingungen, wurde in unbekannten, jahrmillionenalten, bis zu 1000 Meter tief liegenden Gebirgsformationen gegraben. Ursprünglich war dieses Gebiet ein Meeresboden. Geologen des BBT haben hier versteinerte Algenreste aus dem Urmeer gefunden.
Bereits im Mai 2017 hat die Tunnelbohrmaschine für Schlagzeilen gesorgt. Weltweit erstmalig konnten mit ihr über 61 Meter innerhalb von 24 Stunden im Quarzphyllit-Gestein ausgebrochen werden. Die mittlere Vortriebsleistung betrug 11 Meter pro Tag.
Der Durchschlag bedeutet auch die Verbindung der beiden größten Baustellen des Brenner Basistunnels auf österreichischem Projektgebiet. Das Baulos Tulfes-Pfons, das von der Arbeitsgemeinschaft Strabag/Salini-Impregilo vorangetrieben wird, ist nun an der Basis des Gebirges über das Baulos Pfons-Brenner, welches die Arbeitsgemeinschaft Porr/Hinteregger/Condotte/Itinera umsetzt, erreichbar und umgekehrt. Dadurch erhöht sich auch der Sicherheits- bzw. Logistikfaktor für die künftigen Arbeiten.
Das Video ist ab ca. 17:00 Uhr auf https://www.apa-ots-video.at/ verfügbar.
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