München (ots) – Zum 20. Jahrestag der Verabschiedung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung in Deutschland mahnt SOS-Kinderdorf, Kinder und Jugendliche mit höchster Priorität vor Gewalt und Missbrauch zu schützen. Denn nicht nur im häuslichen Umfeld werden sie weiterhin Opfer von teilweise systematischen Übergriffen.
Am 6. Juli vor 20 Jahren wurde das Recht auf gewaltfreie Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch normiert. Seitdem hat sich das Erziehungsverständnis in der Breite gewandelt: Die Haltung, „eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet“, ist heute seltener anzutreffen. Öffentliche Kampagnen gegen Gewalt an Kindern haben vielfach dazu beigetragen.
Kinder und Jugendliche werden aber auch immer wieder Opfer von Übergriffen durch Familienangehörige, Bekannte oder andere Erwachsene – teilweise in unfassbarem Ausmaß und in systematischer Weise, wie jüngst die Vorfälle in Lügde, Münster und Bergisch-Gladbach gezeigt haben. Junge Menschen sind der Gewalt oder dem Missbrauch zuweilen über lange Zeit ausgeliefert. Oftmals sind nicht EinzeltäterInnen dafür verantwortlich, sondern es stehen weitere MittäterInnen oder gar pädophile Netzwerke dahinter.
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hat Folgen für ihr gesamtes Leben. So mahnt auch Dr. Kristin Teuber, Leiterin des Sozialpädagogischen Instituts bei SOS-Kinderdorf e.V: „Übergriffe verletzen junge Menschen zutiefst – allem voran, wenn die nächsten Angehörigen, die Eltern, sie ausüben. Aus unserer Praxis bei SOS-Kinderdorf wissen wir: Es gibt leider noch immer allzu viele Beispiele von gebrochenen jungen Menschen. Sie leiden an verheerenden körperlichen und psychischen Langzeitfolgen, an Gefühlen wie Ausgeliefert-Sein, Abhängigkeit oder Demütigung. Die Erfahrungen, dass ihre Notsignale nicht gehört wurden und Hilfestrukturen nicht geholfen haben, wiegen zusätzlich schwer.“
Notwendige Konsequenzen ziehen
SOS-Kinderdorf fordert als Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt und sexuellem Missbrauch:
– Kinder stärken und schützen, damit möglichst erst gar keine Übergriffe passieren. – Hinschauen und sich bei Vermutung Hilfe holen. Hierzu braucht es ein bedarfsdeckendes Angebot an Fachberatungsstellen. – Missbrauch, die Verbreitung von dokumentiertem Missbrauch sowie den Konsum von Film- und Fotomaterial als verschiedene Straftatbestände offensiv verfolgen und bestrafen.
„Wir müssen noch mehr als bisher ein Klima institutioneller und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse und Interessen von Kindern schaffen. Wir müssen sie schützen, ihre Rechte in allen Lebensbereichen umsetzen sowie ihre Rolle in Kita und Schule, in Vereinen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe stärken. Das Wohl junger Menschen braucht eine institutionelle Absicherung und darf nicht allein vom guten Willen einzelner Erwachsener abhängen. Kinder und Jugendliche müssen als junge Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft respektiert werden!“, fordert auch Dr. Birgit Lambertz, stellv. Vorstandsvorsitzende des SOS-Kinderdorf e.V.
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