Frankfurt am Main (ots) – Die Corona-Krise hat nach Einschätzung von Experten nur geringfügige Auswirkungen auf den Sustainable Finance-Markt. Das zeigt eine neue Befragung der Management- und Technologieberatung BearingPoint unter mehr als 30 Branchenexperten. Yvonne Quint, Partnerin im Bereich Banking und Capital Markets bei BearingPoint: „Viele Finanzinstitute halten auch in der aktuellen Corona-Krise an nachhaltigen Themen und damit einhergehenden Umsetzungsaktivitäten fest. Die Finanzindustrie sollte die Krise auch als Chance begreifen, um nachhaltige Produkte zu entwickeln bzw. aus dem EU-Aktionsplan resultierende regulatorische Anforderungen umzusetzen, um damit gestärkt aus der Krise zu kommen. Wer dagegen in alte Muster zurückfällt und die Zeit zurückdrehen will, ist für die Zukunft schlecht beraten.“
Konkrete Vorhaben zur Umsetzung von Sustainable Finance-Maßnahmen haben zwar laut Experten an Geschwindigkeit verloren, von deren Notwendigkeit sind die Finanzinstitute aber weiterhin überzeugt. Das ist das Ergebnis einer Befragung unter mehr als 30 Branchenexperten, die von der Management- und Technologieberatung BearingPoint in der Hochphase des Lockdowns durchgeführt wurde.
Die Etablierung einer Sustainable Finance-Strategie ist für Finanzinstitute weiterhin von großer Relevanz
Die Corona-Krise hat die Themen Nachhaltigkeit und Sustainable Finance etwas in den Hintergrund gedrängt. An der Relevanz des Themas hat sich aber nichts geändert. Wie die Befragung zeigt, weiß die Mehrheit der Experten um die Bedeutung von Nachhaltigkeit für die zukünftigen Services und Produkte – sowohl auf der Finanzierungs- als auch Investmentseite. Nicht zuletzt auch, weil in Fachkreisen bekannt ist, dass gerade die jüngere Generation steigendes Interesse an nachhaltigen Themen zeigt. Dies zeigte auch eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag von BearingPoint vor Beginn der Corona-Krise (https:// www.bearingpoint.com/de-de/ueber-uns/pressemitteilungen-und-medienberichte/press emitteilungen/sustainable-finance-studie/) .
Unterschiedliche Bewertungen hinsichtlich Prioritäten seit der Krise
Doch gibt es unterschiedliche Bewertungen hinsichtlich der Priorisierung von Sustainable Finance seit Beginn der Corona-Krise. Während 46 Prozent der befragten Experten der Meinung sind, dass Sustainable Finance seitdem eine niedrigere Priorität einnimmt, finden 27 Prozent, dass Sustainable Finance durch die Corona-Krise sogar noch an Bedeutung gewonnen hat. Weitere 27 Prozent geben an, dass sich ihrer Meinung nach an der Priorisierung nichts geändert habe. Auch verändere die Corona-Krise nach Ansicht der befragten Experten die Relevanz von Nachhaltigkeit im Risikomanagement kaum, oder steigere sogar noch deren Bedeutung.
Große Mehrheit sieht Notwendigkeit, sich ganzheitlich mit Sustainable Finance auseinanderzusetzen
Unabhängig von gegebenenfalls veränderten Prioritäten sieht die große Mehrheit der Experten die Notwendigkeit, sich auch weiterhin ganzheitlich mit Sustainable Finance auseinanderzusetzen. Das spiegelt sich auch in den Bereichen wider, mit denen sich die Befragten im Rahmen ihrer täglichen Arbeit auseinandersetzen. Diese decken sowohl strategische und regulatorische Fragestellungen ab als auch Aufgaben aus den Bereichen Produktentwicklung und Risikomanagement. Über 45 Prozent der Befragten sind dabei in mindestens zwei der genannten Bereiche involviert.
Yvonne Quint, Partnerin im Bereich Banking und Capital Markets bei BearingPoint: „Viele Finanzinstitute halten auch in der aktuellen Corona-Krise an den nachhaltigen Themen fest. Dies ist umso wichtiger, da der Finanzindustrie eine wesentliche Rolle bei der notwendigen Transformation der Realwirtschaft zur Nachhaltigkeit zukommt, gleichzeitig aber auch von Investoren nachhaltige Finanzprodukte gefordert werden. Finanzinstitute sollten die Krise auch als Chance begreifen, die für sie passende Nachhaltigkeitsstrategie zu etablieren, nachhaltige Produkte zu entwickeln und die damit verbundenen regulatorische Anforderungen umzusetzen, um damit gestärkt aus der Krise zu kommen. Wer dagegen in alte Muster zurückfällt und die Zeit zurückdrehen will, ist für die Zukunft schlecht beraten.“
Nur Zeitverzögerungen von EU-Plänen zur Nachhaltigkeit erwartet, strategische Zielsetzung bleibt
Die Experten wurden zudem gefragt, ob die Corona-Krise möglicherweise auch Auswirkungen auf den Green Deal und die Nachhaltigkeitsstrategie 2030 der Europäischen Union habe. Die große Mehrheit der Befragten rechnet zwar damit, dass die Krise zu zeitlichen Verzögerungen bei der Erstellung und Abstimmung der EU-Richtlinien und -Verordnungen führen und sich so der Zeithorizont der EU-Pläne nach hinten verschieben wird, es jedoch keine Veränderungen bei den strategischen Zielsetzungen der EU geben wird.
Experten erwarten Umsetzung des EU-Aktionsplans Sustainable Finance ohne Veränderungen
Die Mehrzahl der Experten erwartet auch, dass der EU-Aktionsplan für die Finanzierung nachhaltigen Wachstums ohne große Veränderungen umgesetzt wird und auch hier lediglich mit zeitlichen Verschiebungen bei einzelnen Maßnahmen zu rechnen ist. Einige Umfrageteilnehmer erwarten, dass in diesem Zusammenhang zukünftig vor allem soziale Faktoren eine noch größere Rolle spielen werden.
Yvonne Quint: „Unsere Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Experten in der Finanzindustrie trotz Corona-Krise an der Notwendigkeit von Sustainable Finance festhält. Und damit liegen sie richtig. Denn die Politik wird in naher Zukunft das Thema Sustainable Finance weiterhin auf die Tagesordnung setzen. Der von der Europäischen Kommission beschlossene Green Deal für ein nachhaltiges Wachstum zeigt, wohin die Reise nach Corona gehen wird.“
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