Mainz (ots) – Donnerstag, 4. Juni 2020, 22.55 Uhr
Angst vor Flüchtlingen, vor Asylsuchenden, vor einer neuen Völkerwanderung – das sind die Ängste, die viele Menschen besonders seit der Flüchtlingskrise 2015 verunsichern. Wie begegnet man jenen, die ihre Heimat verloren haben? Dieser Frage geht Produzent und Regisseur Robert Pöcksteiner nach in seinem Dokumentarfilm „Momentaufnahmen. Die Kinder von Zaatari“ (Österreich 2018), zu sehen in 3sat am Donnerstag, 4. Juni 2020, um 22.55 Uhr. Im jordanischen Zaatari, einem der größten Flüchtlingslager der Welt nahe der syrischen Grenze, traf er auf Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, auf Flüchtlingshelfer Kilian Kleinschmidt und auf ein außergewöhnliches Kunstprojekt des österreichischen Fotografen Lukas M. Hüller. Vor allem aber spürte er menschlichem Pragmatismus und dem Prinzip Hoffnung in schlimmster Not nach. Und er lernte jene kennen, die am meisten schutzbedürftig sind: die Kinder von Zaatari.
Die Kinder von Zaatari haben Dinge gesehen, die kein Kind je sehen sollte. Viele von ihnen haben ihre Eltern verloren. Sie alle sind traumatisiert. Ihnen wieder eine Zukunft zu schenken, war eines der wichtigsten Anliegen von Kilian Kleinschmidt, der das Lager leitet und liebevoll als dessen „Bürgermeister“ bezeichnet wird. Der österreichische Fotograf Lukas M. Hüller weiß: Kinder brauchen Spiele – zumal in einer Umgebung, die nicht für Kinder gemacht ist. „Let the Children Play“ nannte er sein Kunstprojekt, mit dem er das Recht von Kindern auf Muße und Freizeit, auf Spiel und Anteilnahme am kulturellen Leben sichtbar machte. Wer Kindern eine Zukunft geben will, ermöglicht ihnen Zugang zu Bildung, ist das Credo von Friedensnobelpreisträgerin Malala, das sie auch bei einem Besuch in Zaatari deutlich machte. Zaatari, mittlerweile zur viertgrößten Stadt Jordaniens gewachsen, ist ein lebendiger Organismus, der seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt – auch diese Erkenntnis birgt der Film von Robert Pöcksteiner. Die dort aufgestellten Wohncontainer bieten den heimatlos gewordenen Bewohnerinnen und Bewohnern ein wenig Geborgenheit. Ihre Anordnung lässt sich nicht vom Reißbrett planen, es sind die Menschen, die sie sich ihren Bedürfnissen entsprechend aneignen. So wird im Flüchtlingslager wie auch in jeder anderen Stadt gestritten und geliebt, Nachwuchs gezeugt und Handel getrieben. „Champs-Élysées“ nennen die Bewohner scherzhaft die zentrale Einkaufsstraße. Und auch wenn sie nichts vom Glamour ihres berühmten Pariser Pendants verströmt, so symbolisiert sie doch ein wenig Normalität in einer Region, in der Krieg herrscht.
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