München (ots) – Seit Jahren sind die Kälberpreise im Keller, besonders bei den Turbo-Milchrassen wie den Holstein Friesischen sind die Preise katastrophal. Männliche Tiere sind quasi unverkäuflich. 25 bis 50 Euro für ein Kalb sind nicht ungewöhnlich. Fütterung und Pflege sind unrentabel. Dafür sind die gigantischen Mengen an Kälbern aus der Milchproduktion, die Blauzungenkrankheit und die damit verbundenen Handelsbeschränkungen, sowie die Überzüchtung der Tiere und die Fleischpreise verantwortlich.
Durch Corona hat sich die Lage verschärft. Inzwischen weigern sich viele Viehhändler Kälber überhaupt abzuholen. Die Folge: Funde von toten Kälbern ohne Ohrmarken häufen sich. Die Tiere werden auf Misthaufen, in Güllegruben und Gräben entsorgt. In einem aktuellen Fall am Starnberger See im Landkreis Bad Tölz entdeckte SOKO Tierschutz zwei halb-skelettierte Kälberkadaver hinter einem Milchviehbetrieb. Es stank erbärmlich nach Verwesung, erinnert sich ein Zeuge. 14 Kälber im meldeverpflichtenden Alter in dem Betrieb hatten keine Ohrmarken und waren damit „nicht existent“ und dem Tierhalter ausgeliefert. „Wenn solche anonymen Kälber verschwinden, merkt das niemand. Darum ist die Dunkelziffer so hoch“, so Friedrich Mülln, der seit Jahren zu dem Thema Kälbermord ermittelt. Das nicht Anmelden von Kälbern ist auf vielen Höfen Standard, dabei ist es schon heikel, dass Bauern legalerweise eine ganze Woche lang Zeit haben, um ein Tier zu melden.
In den jüngsten Fällen in den Landkreisen Bad Tölz und Rosenheim ließen die Tierhalter die Tiere spurlos verschwinden. Insider sprechen von Biogasanlagen als letzte Ruhestätte der anonymen Kälber.
SOKO Tierschutz fordert die Politik auf, die Lücken bei der Meldung von Tieren zu schließen und die Sanktionen für nicht gemeldete Kälber massiv zu verschärfen. Die Augsburger Tierschutzorganisation hat eine Belohnung von 10.000 EUR für Hinweise ausgesetzt, die zur Überführung von Tierhaltern führen, die ihre neugeborenen Kälber illegal töten.
„Kälber sind die wehrlosesten Opfer der Milchindustrie. Wir alle haben es in der Hand, denn nur ein Umstieg auf Pflanzenmilch wird die Tierquälerei, das Chaos und die strukturellen Probleme in der Milchindustrie ernsthaft beenden“, so Mülln.
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